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di-Trendbarometer Q4 2024: Die Stimmung erscheint besser als die Lage

von Charly Kahle am
di-Trendbarometer Q4 2024: Das Bild zeigt eine Hand, auf der eine Säulengrafik ruht.

Nach dem starken Einbruch der Auslastungsquote im dritten Quartal 2024 zeigt das di-Trendbarometer für das vierte Quartal hier einen Jahreshöchstwert. Und auch die Aussicht auf das erste Quartal dieses Jahres beurteilt die große Mehrheit der 310 teilnehmenden Interim Managerinnen und Manager positiv. Leider spiegelt sich dieses Bild nicht in dem wider, was die Consultants von Deutscher Interim AG und Swiss Interim GmbH tagtäglich in ihrer Vermittlungspraxis erleben.
 

Vollauslastung steigt auf höchsten Wert des Jahres | Zufriedenheit wächst

Beginnen wir mit den wichtigsten Zahlen aus dem aktuellen di-Trendbarometer. Demnach ist die Vollauslastung der Befragten im vierten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um fast ein Drittel oder zehn Punkte auf 46 Prozent gestiegen. Ebenfalls groß ist die Zufriedenheit bei der Mehrheit der 310 Teilnehmenden: 37 Prozent sind sehr zufrieden (plus drei) und 27 Prozent zufrieden (plus eins). 17 Prozent (minus vier) schätzen die Lage als neutral ein. Unzufrieden sind nahezu unverändert elf Prozent (minus eins). Bei den Sehr Unzufriedenen steigt der Anteil deutlich, wenn auch auf geringem Niveau: von sechs auf neun Prozent der Befragten.

Sehen Sie alle Zahlen im Video

Die wichtigsten Umfrageergebnisse des di-Trendbarometers für das vierte Quartal sehen Sie in im LinkedIn-Channel von Tilo Ferrari:

  • Rückblick: Auslastung im vierten Quartal und Prognose für das 1. Quartal
  • Einblick: Anzahl und Qualität der Mandatsanfragen, Quellen von Mandaten und Bedarfssituationen
  • Ausblick: Zufriedenheit im Interim Management, Tagesätze und Verfügbarkeit
     

Realistisches Bild der aktuellen Nachfrage sieht deutlich nüchterner aus

„Normalerweise freuen wir uns über positive Ergebnisse des di-Trendbarometers“, sagt Tilo Ferrari, CEO der Deutschen Interim AG. Dieses Mal allerdings sei das anders: „Ich denke, wir schulden es den mehr als 4.500 Interim Managerinnen und Managern im di-Pool, ein deutlich realistischeres Bild von der aktuellen Nachfrage zu zeichnen. Und dieses Bild fällt sehr viel nüchterner aus.“ Demnach verzeichnet die Deutsche Interim AG seit Ende 2024 eine leichte Belebung der Nachfrage. Diese sei aber weit von den Zahlen des aktuellen Trendbarometers entfernt.
 

„Es gibt keinen einheitlichen Markt für die Nachfrage nach Interim Managern mehr“

Christoph Domhardt ist täglich im Gespräch mit Interim Manager:innen. In den Gesprächen erlebe er zunehmend oft Pessimismus, so der Senior Consultant und Prokurist der Deutschen Interim AG. Das stärke ihn in der Annahme, dass sich die Gesamtlage im Interim Management weniger positiv darstellt als in der Umfrage. Und er beobachtet schon seit einiger Zeit: „Es gibt keinen einheitlichen Markt für die Nachfrage nach Interim Managern mehr.“ Anders, als noch vor Corona oder vor zwei Jahren, scheine nicht länger zu gelten, dass es allen Interim Managern gutgehe – oder schlecht. Vielmehr habe sich der Markt in den vergangenen Monaten stark differenziert.

Gute Vermittlungschancen in den Bereichen Restrukturierung und Digitalisierung

Gut gehe es aktuell Krisenmanagern, die als CRO (im Organ) mandatiert werden. Über Aufträge freuen sich auch Expertinnen und Experten, die Krisen-Unternehmen restrukturieren. Das betreffe beispielsweise HR-Experten für Personalabbau und Werksleiter mit Expertise in der Verlagerung von Produktionen sowie Spezialistinnen und Spezialisten für M&A-Themen. Ebenso gefragt seien Senior-Projektmanager für anspruchsvolle Mandatierungen, etwa im Bereich von Digitalisierung oder Softwaremigrationen.

Klassische Mandate in Vakanzprojekten immer weniger gefragt

Treiber des Markts für Interim Management waren in den vergangenen Jahren vor allem Vakanzprojekte. In diesem speziellen Segment sieht Domhardt schon seit einigen Monaten Veränderungen.

  • Einen leichten Rückgang gebe es bei Vakanzprojekten oder Mandaten, in denen Führungskräfte auf Zeit einen Bereich fachlich leiten und gleichzeitig übergreifend viele Projekte managen. Seine Beobachtung: „Diese Mandate sind leicht rückläufig – sowohl, was die Anfragen als auch die Laufzeitlänge angeht. Die Tagessätze scheinen hier ebenfalls leicht rückläufig zu sein. Es gibt aber keinen Dammbruch.“
  • Einen deutlichen Rückgang sieht Domhardt bei Mandaten, mit denen Unternehmen noch vor wenigen Monaten Lücken gefüllt hätten. Typische Beispiele dafür seien Überbrückungen nach dem Ausscheiden von Führungskräften, Schwangerschafts- oder Elternzeitvertretungen sowie Langzeiterkrankungen. Hier sind die Unternehmen seiner Einschätzung nach aus Gründen des Kostendrucks immer mehr bereit, Positionen nicht zu besetzen und die Arbeit auf vorhandene Ressourcen zu verteilen. Hierfür nehmen sie gegebenenfalls sogar Abstriche in der Qualität in Kauf. Der Rückgang betreffe nicht nur die Anzahl der Mandate, sondern auch die Laufzeit und die Höhe der Tagessätze.
     

Swiss Interim: Deutsche Führungskräfte suchen nach Mandaten in der Schweiz

Marlise Stauffer ist Geschäftsführerin der di-Schwester Swiss Interim GmbH mit Sitz in Zürich. Auch sie kann anhand der Schweizer Zahlen nicht nachvollziehen, dass die hohe Auslastung im di-Trendbarometer den Markt spiegelt. Es gebe zwar eine leichte Belebung der Nachfrage in den vergangenen Wochen, aber auf niedrigem Niveau. „Wenn ich vor zwei Jahren Interim- Führungskräfte für ein Projekt angefragt habe, waren nur drei von 20 verfügbar. Heute brauche es in der Regel nur wenige Anrufe, um drei verfügbare und sehr gut geeignete Kandidat:innen zu finden.“ Zudem sei es auch in der Schweiz mittlerweile nicht mehr ungewöhnlich, wenn Unternehmen schon geplante Interim-Projekte auf die lange Bank schieben oder die Dauer erheblich kürzen.

Und noch einen Trend, der auf einen schwachen deutschen Interim-Markt deutet, hat die Geschäftsführerin ausgemacht: „Immer mehr Interim Professionals aus Deutschland registrieren sich für den si-Pool. Man kann schon sagen, dass die deutschen Interimer in der Schweiz einen sicheren Hafen suchen.“ Dabei werde mitunter ausgeblendet, dass auch der Arbeitsmarkt in der Schweiz an Robustheit einbüßt. Der Swiss Staffingindex beispielsweise sei 2024 mit einem Minus von fast 20 Prozent im Feststellengeschäft auf einen Tiefststand gefallen. Zudem sei das Temporärgeschäft zum ersten Mal seit 30 Jahren das zweite Jahr in Folge geschrumpft (minus 4,7 Prozent).
 

Fazit: Interim Management steht aller Wahrscheinlichkeit vor einem schweren Jahr

Marlise Stauffer, Christoph Domhardt und Tilo Ferrari sind sich einig, dass viele Interim Manager:innen mit großer Wahrscheinlichkeit vor einem herausfordernden Jahr stehen. Insbesondere Spezialist:innen für Krisensituationen und große Veränderungsprojekte haben dabei mehr Grund für Optimismus als ihre Kolleginnen und Kollegen, die klassische Überbrückungsmandate übernehmen.

Woher kommen die guten Zahlen aus dem di-Trendbarometer?

Die Befragten nehmen anonym am di-Trendbarometer teil. Die Deutsche Interim AG hat keine Möglichkeit, Antworten individuell zuzuordnen, auch nicht bei Poolmitgliedern. Zudem ist die Umfrage nicht repräsentativ. Deshalb bleiben nur Hypothesen auf der Suche nach Erklärungen.

Am eingängigsten erscheint, dass sich im vierten Quartal besonders viele zufriedene Interim Manager:innen an der Umfrage beteiligt haben – also jene Professionals, die gerade im Mandat waren, einen Abschluss erzielt oder vor dem Jahreswechsel die Zusage für ein neues Mandat, das zum Jahresanfang startet, bekommen haben. Es ist aber auch möglich, dass Interim Manager:innen ohne Auslastung gezögert haben, an der Umfrage teilzunehmen – beispielsweise, weil sie sich zum Jahresabschluss einfach nicht explizit mit diesem Thema befassen wollten.

Um die Aussagen des di-Trendbarometers für die Zukunft valider zu gestalten, arbeitet das Umfrage-Team gegenwärtig an der Anpassungen des Fragenkatalogs.
 

Gezieltes Eigenmarketing für Interim Professionals notwendiger denn je

Angesichts des schwierigen Markts betont Tilo Ferrari die Notwendigkeit des Marketings für Interim Professionals. Er verweist darauf, dass die Deutsche Interim AG als Service Provider schon seit einiger Zeit massiv investiert, beispielsweise in den Relaunch der Corporate Website, die Digitalisierung der Managersuche und die gezielte Ansprache von Unternehmen. Außerdem engagiere er sich persönlich in Verbänden wie dem DDIM und im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) sowie als Speaker.

An Interim Manager:innen appelliert Ferrari: „Gerade angesichts einer möglichen Krise kann ich nur dringend empfehlen, das Selbstmarketing zu überprüfen und gegebenenfalls zu intensivieren.“ In diesem Punkt gebe das di-Trendbarometer einen Hinweis, dass Einiges im Argen liege: Egal, ob fünf, zehn oder mehr Anfragen im Monat: Schon seit Jahren bezeichnen die Befragten weit mehr als die Hälfte aller Mandatsanfragen als nicht oder weitgehend nicht passend.“ Das sei ein Indiz dafür, dass Unternehmen das Leistungsversprechen vieler Interim Professionals nicht ausreichend verstehen. Zum professionellen Selbstmarketing gehöre darüber hinaus selbstverständlich, das eigene Netzwerk zu pflegen, persönliche Kontakte auszubauen und auf Plattformen wie LinkedIn regelmäßig sichtbar zu sein.

Marketing- und Vertriebsberatung in kostenlosen di-Webinaren

Als Partner der Interim Manager:innen unterstützen Deutsche Interim AG und Swiss Interim GmbH ihre Poolmitglieder bei Aufgaben wie Positionierung, Marketing und Vertrieb, beispielsweise mit den kostenlosen di-Webinaren und vielen informativen Blogbeiträgen. Alle Informationen dazu finden Sie auf der di-Website im Manager:innen-Bereich.

Über die Umfrage
Am di-Trendbarometer für das vierte Quartal 2024 haben 310 Interim Managerinnen und Manager aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teilgenommen. Der Befragungszeitraum erstreckte sich von Oktober bis Dezember. Alle Ergebnisse aus den vergangenen Quartalen finden Sie auf unserer Trendbarometer-Seite.

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Charly Kahle

Charly Kahle

Experte für Online-Marketing

Als selbsternanntes „Nordlicht in Frankfurt am Main“ ist Charly Kahle seit Gründungstagen der Deutschen Interim AG an Bord. Der Experte für Online-Marketing weiß, was Auftraggeber wissen möchten. Und er hilft Interim Managerinnen und Managern, ihre Angebote passend zu formulieren – für ihr Profil auf der di-Website ebenso wie für Social Media und ihre eigene Website.

ERFOLGREICH IM INTERIM MANAGEMENT

An wen richtet sich dieser Blog? An Unternehmen, Interim Manager:innen und alle, die Neuigkeiten und Hintergründe zum Thema Interim Management erfahren wollen.

Was bietet der Blog? Wertvolle Einblicke in den Themenkosmos rund um Interim Management: von hochwertigen Fach- und Expertenbeiträgen über interessante Studien und Umfragen bis hin zu bewährten Best Practices und hilfreichen Praxistipps.

Wer schreibt? Das Experten- und Content-Team der Deutschen Interim AG rund um Tilo Ferrari. Wir behalten für Sie den Markt im Blick, greifen aktuelle Trends auf und wagen einen Blick über den Tellerrand – mit dem Ziel, Sie nicht nur zu informieren, sondern auch einen lebhaften Austausch zu beginnen.

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