Unsere Interviewreihe Frauen im Interim Management geht in die fünfte Runde. Dieses Mal steht Diana Perez im Fokus. Sie ist nicht nur eine erfahrene Interim Managerin im Bereich Marketing und Vertrieb, sondern setzt sich auch als Mentorin für die Stärkung von Frauen in Führungspositionen ein. Im Gespräch mit Marie-Luise Mann, Leiterin Manager Relations der Deutschen Interim AG, teilt Diana Perez ihre persönlichen Erfahrungen und spricht darüber, warum Frauen als Brückenbauerinnen – besonders in Krisenzeiten – eine bedeutende Rolle zukommt.
Frau Perez, Sie sind in Bereichen tätig, die traditionell von Männern dominiert werden. Wie ist es, als Frau im Interim Management – gerade im Vertrieb – zu arbeiten? Was sind Ihre Erfahrungen?
Diana Perez: Speziell im Marketing und Vertrieb begegne ich oft der Haltung, dass in Krisenzeiten bevorzugt Männer für Führungspositionen ausgewählt werden. Diese Beobachtung mache nicht nur ich, auch Kolleginnen fällt es auf. Selbst Männer bestätigen das. Es scheint die allgemeine Auffassung zu sein, dass Männer besser geeignet sind, in turbulenten Zeiten durchzugreifen und schnelle Entscheidungen zu treffen. Doch ich bin überzeugt, dass Frauen gerade in diesen Phasen der Unsicherheit einen enormen Wert beisteuern und ein Umfeld schaffen, in dem sich Mitarbeitende emotional abgeholt und unterstützt fühlen.
Wie sehen Sie Ihre Rolle als Interim Managerin? Und welchen Ansatz verfolgen Sie in Bezug auf die Zusammenarbeit und Entwicklung innerhalb eines Unternehmens?
DP: Ich glaube fest an die Kraft des Netzwerkens und des Mentorings. Als Interim Managerin betrachte ich mich selbst als „Brückenbauerin“, die nicht nur zwischen verschiedenen Abteilungen, sondern auch innerhalb eines Teams vermittelt. Mein Ansatz basiert darauf, Silos aufzubrechen und für Verständigung und Orientierung zu sorgen. So stehe ich den Mitarbeitenden nicht nur fachlich zur Seite, sondern fördere auch ihre persönliche und berufliche Entwicklung. Besonders Frauen in Unternehmen zeigen sich dankbar für solche Unterstützung. Sie schätzen es, wenn eine erfahrene Kollegin den Mut hat, bestehende Strukturen zu hinterfragen und neue Wege zu beschreiten.
Sie sprechen interessante Aspekte an. Wie beurteilen Sie die Rolle von Frauen im Hinblick auf Führung und – wie Sie sagen – als „Brückenbauerinnen“?
DP: Frauen bringen eine einzigartige Perspektive in Führungsrollen ein, die in Krisenzeiten von großer Bedeutung ist. Neben der Fähigkeit lösungsorientiert zu denken und zu handeln, zeichnen sich Frauen in der Regel durch Kommunikationsstärke und ein hohes Maß an Empathie aus. Diese Eigenschaften ermöglichen es ihnen, klare und transparente Kommunikationswege zu schaffen und so für Sicherheit und Vertrauen innerhalb eines Unternehmens oder Teams zu sorgen. Verbindungen aufzubauen und zu pflegen, sehe ich als eine der größten Stärken von Frauen. Gerade in turbulenten Zeiten ist das unverzichtbar.
Verbindungen sind ein gutes Stichwort. Um nochmal auf Ihren Arbeitsbereich näher einzugehen: Inwieweit spielen Ihrer Meinung nach Vertrieb und Marketing zusammen? Und wie wird diese Verbindung in der Praxis gelebt?
DP: Leider wird Marketing in vielen Unternehmen, vor allem im B2B-Sektor, noch immer zu sehr als Unterstützungsfunktion für den Vertrieb gesehen anstatt als strategischer Partner. Meiner Erfahrung nach fehlt es oft an einem Verständnis für die Synergieeffekte, die aus einer engen Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Bereichen entstehen können. Effektives Marketing sollte integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie sein und sich nicht nur auf operative Werbemaßnahmen reduzieren. Es geht darum, das volle Potenzial des Marketings zu erkennen und zu nutzen, um die Marke zu stärken und das Geschäftswachstum voranzutreiben. Eine zukunftsfähige Aufstellung von Marketing und Vertrieb ist entscheidend für den nachhaltigen Erfolg.
Frau Perez, vielen Dank für Ihre Zeit und die interessanten Einblicke!