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Alles über Freelancer – und was Sie sicher noch nicht wussten

von Hannah Winter-Ulrich am
Die Grafik zeigt eine Freelancer-Figur mit Lanze auf einem Schachbrett.

Das Freelancer-Business boomt. In Zeiten des fortschreitenden Fachkräftemangels greifen immer mehr Unternehmen auf freie Mitarbeitende zurück – entweder, um temporäre personelle Engpässe zu überbrücken oder um bestimmte Aufgaben dauerhaft durch externe Dienstleister:innen erbringen zu lassen. Doch was genau ist ein Freelancer? Gibt es Unterschiede zwischen Freelancern und Freiberuflern? Was kostet ein Freelancer? Wie kann man Freelancer werden? Wie gelangt man an Freiberufler-Jobs? Welche Vorteile bietet es, Freelancer zu beauftragen? Und sind Interim Manager:innen eigentlich Freelancer? Fragen über Fragen, die wir gern für Sie beantworten. Eine Anekdote zum Schmunzeln gibt es obendrein. Versprochen!
 

In diesem Artikel erfahren Sie:


Definition: Was ist ein Freelancer?

Freelancer, hierzulande auch freie oder freischaffende Mitarbeitende beziehungsweise Honorarkräfte genannt, sind selbstständig arbeitende Personen, die einzelne Aufträge von Unternehmen und anderen Auftraggebern übernehmen oder in die operative Umsetzung von Projekten eingebunden sind. Im Gegensatz zu festangestellten Mitarbeitenden sind Freelancer also auf eigene Rechnung tätig. Freelancer delegieren die ihnen übertragenen Aufgaben üblicherweise nicht an Mitarbeitende, sondern führen sie selbst aus. Das Arbeitsverhältnis zwischen Freelancer und Auftraggeber ist zumeist über einen Werk- oder Dienstvertrag geregelt.
 

💡 Gut zu wissen 💡

Den Begriff „Freelancer“ hat der britische Autor Sir Walter Scott (1771 – 1832) geprägt. Er verwendete ihn in seinem 1820 veröffentlichten Roman „Ivanhoe“ als Bezeichnung für mittelalterliche Söldner. Demnach ist ein „Freelancer“ eine Art Lanzenträger (lance), der nicht an einen Lehnsherrn gebunden ist, sondern unabhängig wählt, in wessen Dienst er sich stellt (free).


Was unterscheidet Freelancer und Freiberufler?

Ob und welche Unterschiede es zwischen „Freelancern“ und „Freiberuflern“ gibt, ist von der Sprache abhängig. Im Englischen gelten alle Arbeitskräfte ohne Festanstellung als Freelancer. Dabei ist es völlig unerheblich, ob Freelancer als Gig-Worker zeitlich befristete Projekte übernehmen oder zum Beispiel als CRO auf Zeit in einem internationalen Konzern tätig sind. Das Deutsche hingegen unterscheidet zwischen „Freelancern“ und „Freiberuflern“. Nicht alle Freelancer sind zugleich Freiberufler, denn hierzulande gibt es bestimmte Tätigkeiten, die nach § 18 I Nr. 1 EStG als „freie Berufe“ definiert sind. Demnach erbringen Freiberufler in ihren Jobs selbstständig ausgeübte wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische Leistungen. Sie betreiben kein Gewerbe und sind nicht gewerbesteuer-, aber häufig umsatzsteuerpflichtig.

Sobald ein Freiberufler mit fachlich vorgebildeten Arbeitskräften zusammenarbeitet, ist Vorsicht geboten. Denn die Person gilt nur noch dann als Freiberufler, wenn sie – trotz Leitungsfunktion – weiterhin operativ und eigenverantwortlich arbeitet. Typische Beispiele sind Ärzt:innen, die Patienten behandeln und ein Praxisteam beschäftigen. Beschränkt sich die Tätigkeit der Freiberufler hingegen ausschließlich auf die Leitung und Organisation der Praxis, gelten Ärzt:innen nicht mehr als Freiberufler, sondern als Gewerbetreibende.


Was zeichnet Freelancer aus?

Merkmale, die eine Tätigkeit als Freelancer auszeichnen, sind üblicherweise folgende: Freelancer sind

  • selbstständig tätig,
  • ihrem Auftraggeber gegenüber nicht weisungsgebunden,
  • nicht sozialversicherungspflichtig angestellt,
  • zumeist hochqualifiziert oder fachlich spezialisiert,
  • bei verschiedenen Auftraggebern beschäftigt,
  • auf eigene Rechnung (stundenweise oder pauschal) tätig sowie
  • nicht an feste Arbeitszeiten und -orte gebunden.


Welche Aufgaben übernehmen Freelancer?

Typische Aufgaben für Freelancer liegen insbesondere in Fachbereichen wie

  • IT: z. B. Software- Entwicklung
  • Rechnungswesen: z. B. Vorbereitung der Lohnbuchhaltung
  • Controlling: z. B. kaufmännische Projektbetreuung
  • Einkauf: z. B. Marktanalyse, Beschaffungsplanung
  • Personal: z. B. Coaching von Mitarbeitenden
  • Vertrieb: z. B. Erstellung von Sales-Konzepten
  • Marketing: z. B. Content Creation, Social Media Management, Grafikdesign


Was kostet ein Freelancer?

Laut Freelancer-Kompass 2023 liegt der durchschnittliche Stundensatz von Freelancern im DACH-Raum bei rund 100 Euro. Dabei erhalten Freelancer in Deutschland mit 99 Euro pro Stunde etwas mehr als in Österreich (97 Euro). In der Schweiz beträgt der Stundensatz im Durchschnitt 134 Euro.
 

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Freelancer-Stundensätze von 2016 bis 2023.
Entwicklung der Freelancer-Stundensätze von 2016 bis 2023. (Quelle: freelancermap; Copyright: Deutsche Interim AG)
 

Die höchsten Stundensätze mit 119 Euro erzielen SAP-Expert:innen sowie Manager:innen und Berater:innen. Mit etwas Abstand folgen Fachleute für IT-Infrastruktur (94 Euro), Freelancer mit Spezialisierung auf Entwicklung, Tech und Data (93 Euro), Marketing- und Kommunikations-Professionals (86 Euro) und Ingenieur:innen (86 Euro). Das Schlusslicht bilden Spezialist:innen für Grafik, Content und Medien (62 Euro).

Neben dem Fachgebiet gibt es weitere Faktoren, welche die Stundensätze beeinflussen:

  • Berufserfahrung/Alter
  • Rolle im Projekt
  • Branche
  • Unternehmensgröße
  • Region
  • Bildungsabschluss
  • Geschlecht


Wie profitieren Unternehmen von Freelancern?

Die größten Vorteile für Unternehmen, die freie Mitarbeitende beschäftigen, liegen sicherlich im Mehr an Flexibilität und fachlicher Expertise, die sie dadurch gewinnen. Firmen können sich temporär oder dauerhaft mit Fachleuten verstärken, die auf gewisse Aufgaben spezialisiert sind – ob im Rahmen eines zeitlich begrenzten Projekts oder für regelmäßig anfallende Aufgaben in bestimmten Abteilungen. Wichtig ist, dass Freelancer mit der festen Belegschaft Hand in Hand zusammenarbeiten. Wem es gelingt, das Flexible Workforce Management zu professionalisieren, profitiert gleich mehrfach: Denn solche Unternehmen

  • füllen Personallücken schneller,
  • sind attraktive Arbeitgeber,
  • federn Kapazitätsspitzen und schwankende Arbeitsaufwände ab,
  • erweitern das fachliche Know-how,
  • verbessern die Arbeitsqualität,
  • erhöhen ihre Resilienz und
  • stellen sich zukunftssicher auf.

Natürlich hat das seinen Preis. Denn – bezogen auf den Stundenlohn – sind Freelancer und Freiberufler in der Regel teurer als festangestellte Mitarbeitende. Dafür gehen Unternehmen mit Freelancern und Freiberuflern ein geringeres Risiko ein – eben, weil sie sich nicht fest an diese binden. Zudem müssen Firmen keine Sozialabgaben zahlen und sind nicht an die Bestimmungen des Kündigungsschutzes gebunden.


Sind Interim Manager Freelancer?

Ja, per Definition sind Interim Manager Freelancer. Doch die meisten Interim Manager:innen betrachten sich selbst eher nicht als Freelancer, sondern als Freiberufler – auch, wenn sie dies nicht sind. Außer, sie gehören den freien Berufen an. Tatsächlich verwendet man in Deutschland den Begriff des Freelancers oft zur Abgrenzung gegen das Interim Management. Denn während Freelancer in aller Regel operative Tätigkeiten erledigen, übernehmen Interim Manager:innen komplexe und strategisch orientierte Leitungsaufgaben – bis hin zu Positionen in C-Level und General Management. Interim Manager:innen sind also hochqualifizierte und sehr erfahrene Freelancer, die ihrer Kundschaft in ihrem jeweiligen Spezialgebiet eine wertvolle Unterstützung für eine gewisse Zeit sind.


📽️ Videotipp 📽️

In seinem Rückblick auf den Flexible Workforce Summit, der Ende März 2023 in Kopenhagen stattgefunden hat, nimmt Tilo Ferrari den Freelancer-Faden auf und spinnt ihn weiter.


Wie gelingt es, Freelancer zu werden?

Wer Freelancer werden will, muss zunächst eine wesentliche Anforderung erfüllen: Die Person muss fachlich qualifiziert und idealerweise auf eine bestimmte Tätigkeit oder ein abgestecktes Themengebiet spezialisiert sein. Ob ein Freelancer als Freiberufler oder Gewerbetreibender aktiv ist, hängt von der Art der Dienstleistung ab, die er oder sie erbringt. Alle, die Freelancer werden wollen, und mit dem Gedanken spielen, als Interim Manager Freelancer- oder Freiberufler-Jobs zu übernehmen, sollten diese Entscheidung ganz bewusst treffen. Denn eine Tätigkeit als Interim Manager:in ist nicht für jede:n das Richtige.


📖 Lesetipp 📖

In unserer Broschüre Connected Workforce: Mit Interim Management zur vernetzten Belegschaft erfahren Sie mehr über die Ursachen des Fach- und Führungskräftemangels, wieso die Connected Workforce eine vielversprechende Lösung ist und welche Rolle Freelancer dabei spielen.

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Hannah Winter-Ulrich ist stv. Leiterin Content bei Deutsche Interim AG

Hannah Winter-Ulrich

Stv. Leiterin Content

Hannah Winter-Ulrich tut, was sie liebt. Und liebt, was sie tut: das Schreiben. Als erfahrene Textpertin kreiert sie Content, der das angestrebte Kommunikationsziel stets erreicht. Dank ihres fachlichen Backgrounds – Hannah hat als Redakteurin über einen Zeitraum von rund 15 Jahren Dutzende IT- und Hightech-Unternehmen betreut – ist es für sie ein spezieller Anreiz, insbesondere komplexe Themen anschaulich und verständlich aufzubereiten.

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