Sie wissen es so gut wie ich: Wir leben in einer Zeit, in der alles ohne Zeitverlust überall kommuniziert werden kann. Moderne Kommunikationsmittel verführen uns dazu, immer alles sofort haben zu wollen. Ich sage bewusst „verführen“. Meiner Ansicht nach ist längst nicht alles, das appetitlich erscheint, gut für uns. So ist es auch mit der Kommunikationskost. Es werden einfach zu viele E-Mails und Kurznachrichten verschickt, als dass wir sie noch schadlos verdauen könnten. Manchmal wünsche ich mir eine Kommunikationsdiät.
Und Sie? Sehen auch Sie sich als Apostel der Kommunikationsdiät? Dann sind Sie als Interim- oder Projektmanager auf dem falschen Zug! Schnelle und umfassende Kommunikation ist für die Performance in Interimmandaten eine entscheidende Größe.
Als Interimmanager müssen wir akzeptieren, dass der Faktor Zeit neben dem Faktor Qualität eine zunehmend entscheidende Rolle spielt. Bessere oder wenigstens gleichwertige Qualität in immer kürzerer Zeit: Das ist die Maxime der modernen Arbeitswelt.
Sie stellen einen Tagessatz in Rechnung, der deutlich höher ist als die Einkünfte eines fest Angestellten in dieser Position. Damit verknüpft Ihr Kunde die Erwartung, dass Sie in Sachen Qualität und Zeit in der ersten Reihe spielen. Sie überzeugen, indem sie schneller arbeiten als der Rest der Organisation - ohne Abstriche in der Qualität zu machen. Wenn Sie langsamer sind als andere in der Organisation, wird man Ihnen das negativ auslegen.
Langsamkeit und 50plus
Meinen Hinweis auf die Notwendigkeit richte ich insbesondere an die Generation 50plus. Das hat einen einfachen Grund: Kunden melden mir zuweilen zurück, dass ältere Interimmanager beim Tempo die Erwartungen nicht ganz erfüllt haben. Die Qualität stimme, aber man glaube, dass Jüngere es schneller geschafft hätten. Ob das tatsächlich der Fall wäre, bleibt unbelegt. Aber dennoch kann schon dieser Eindruck – möglicherweise vermeintlicher – Langsamkeit einem weiteren Mandat des 50plus-Managers im Wege stehen. Daher ein Appell: Sind sie 50+, dann legen Sie bitte auch auf das Arbeits- und Kommunikationstempo ein ganz besonderes Augenmerk. Die gute Nachricht: Geschwindigkeit kann man trainieren wie einen Muskel.
Gehen Sie für Ihren Kunden die Extrameile
Als ich in der Unternehmensberatung tätig war, galt der Leitspruch: „Exceed customer expectations“. Übertreffen Sie die Erwartungen ihrer Kunden. Dazu gehört, dass Sie für Ihren Kunden Extrameilen gehen, die mit Ihrem Kernauftrag nur am Rande zu tun haben.
Ein Interimmanager aus unserem Pool hatte ein Mandat als CFO angenommen. Nun kam der Kunden auf ihn zu, er möge bitte Buchungen für die Firma vornehmen. Sicher kein Traumjob. Aber er hat es wie selbstverständlich gemacht, um den Projekterfolg nicht zu gefährden.
Gehen Sie für Ihren Kunden auch die Extrameile. Das kann der Weg in den Keller Ihres Dienstleistungs-Portfolios sein. Oder ein Umweg, wenn der Kunde Sie bittet, sich mit etwas zu befassen, dass Sie als unwichtig erachten. Der Kunde würde Sie nicht bitten, wenn es ihm nicht wichtig wäre.
Aber: Sie dürfen sich selbst für ihre Kunden nicht verbiegen sollen, Ihre Überzeugungen über Bord werfen und willenlos die Wünsche Ihres Kunden befolgen. Ganz im Gegenteil: Bleiben Sie ihren Werten und Prinzipien treu. Der Kunden hat Sie ja wegen Ihrer Expertise und Persönlichkeit ausgesucht. Machen Sie sich nur immer wieder klar, dass es sich um einen Kunden handelt - und einen Arbeitsauftrag, den sie angenommen haben.
Auch auf Umwegen zum Gipfelkreuz
Übrigens: Der kürzeste Weg ist nicht immer der beste Weg zum Ziel. Entwickeln sie ein Gespür für den Weg, den Ihr Kunde gehen will. Gleichen Sie diese Zielvorstellungen ab. Seien Sie darauf vorbereitet, dass Sie Ihrem Kunden an der ein oder anderen Stelle auf einen Umweg folgen müssen. Nur dann stehen Sie am Ende des Projektes gemeinsam mit dem Kunden am Gipfelkreuz.