1. Bleiben Sie sich selbst treu
Seit fast 10 Jahren bin ich regelmäßig Gastgeber für die Netzwerk-Veranstaltungen der Management Angels sowie Teilnehmer von Veranstaltungen der Provider-Kollegen und Verbandstreffen. Immer wieder beobachte ich dort Interim Manager, die sich wie ein Fisch im Wasser auf dem Terrain der freien Kommunikation bewegen. Und solche, die sich schon mit der Begrüßung und einem Smalltalk schwertun. Das ist sicher auch eine Charakterfrage. Und Ihrem Charakter sollten Sie treu bleiben, sich nicht verbiegen.
Wenn sie ein eher introvertierter Mensch sind, wird aus Ihnen nicht der oben erwähnte Fisch im Wasser werden. Sie werden sich immer wieder einen Schubs geben müssen, um mit Fremden ins Gespräch zu kommen. Auch dabei helfen die nächsten Tipps – und damit, Ihren persönlichen Networking-Stil zu finden.
2. Kommen Sie zum Punkt
Auf Networking-Veranstaltungen regelmäßig zu beobachten: Teilnehmer, die sehr lange über Gott und die Welt diskutieren. Der Anlass der Veranstaltung wird häufig zur Nebensache. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Zum Networking gehört immer auch Small-Talk! Er sollte aber nicht dominieren.
Meine Anregung für konstruktives Networking: Fassen Sie den Mut, eine Diskussion über Drittthemen mit einer Frage umzuleiten und näher an den Anlass der Veranstaltung zu rücken. Niemand wird es Ihnen übel nehmen, wenn Sie sich beispielsweise nach dem Grund für die Teilnahme an dem Treffen erkundigen. Oder danach fragen, in welchen Branchen die Kollegin oder der Kollege unterwegs ist. Schon haben Sie das Ruder umgelegt und das Networking-Schiff wieder auf Kurs gebracht.
Und falls eine Runde lieber weiter über das Champions-League-Finale, Donald Trump oder die MeToo-Debatte diskutiert: Suchen Sie einfach andere Gesprächspartner.
3. Networking beruht auf Gegenseitigkeit
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Ihre Gesprächspartner das Networking-Event im Nachhinein bewerten? Häufiger höre ich Sätze wie: „War ein netter Abend. Habe aber keine interessanten Kontakte geknüpft“. Vielleicht geht es Ihrem Gesprächspartner vom Vorabend genauso. Wenn Sie erfolgreich netzwerken wollen, machen Sie am besten den ersten Schritt. Vielleicht hätten gerade Sie dem Gesprächspartner vom Vorabend helfen können, indem Sie für ihn beispielsweise einen lang ersehnten Kontakt herstellen. Meine Empfehlung ist: Spiegeln Sie Ihre Erwartungshaltung an das Networking. Schauen Sie, wie Sie anderen helfen können. Networking beruht auf Gegenseitigkeit. Wer nur Augen für sein eigenes Vorwärtskommen hat, der landet in der Networking-Sackgasse.
Wo können Sie jemanden helfen, einen Kontakt vermitteln, einen Insight geben oder einfach nur ein aufmerksamer Zuhörer sein? Nehmen Sie den Ball auf, den man Ihnen zuspielt. Ihr Umfeld wird dies positiv aufnehmen und es Ihnen danken. Strecken Sie Ihre Hand aus. So bauen Sie Brücken. Sie werden sehen, dass andere Menschen irgendwann über diese Brücken gehen. Sie werden Ihnen Hilfe anbieten und plötzlich sind Sie umgeben von den hilfsbereiten Menschen, nach denen Sie immer gesucht haben. Aber Vorsicht: Solche Erfolge stellen sich nicht im Handumdrehen ein.
4. Überhöhte Erwartungen schaden dem Networking
Ein weitverbreitetes Missverständnis über Networking-Events besteht darin, dass Teilnehmer das Event mit einer Auftragsbörse verwechseln. Tatsächlich werden Sie bei solchen Treffen nur sehr selten umgehend eine Akquise machen. Networking ist nicht nur eine Frage des Gebens und Nehmens (siehe oben), sondern auch eine der Geduld. Wenn Sie also mit hohen Erwartungen in die Events gehen, werden Sie schneller enttäuscht. Idealerweise gehen Sie mit einer professionellen Haltung ins Event: Networking ist Arbeit. Und Arbeit macht mitunter Freunde. Aber nicht immer: Sonst würde es nicht Arbeit heißen.
5. Fokussieren Sie Ihr Networking
Zählen Sie bitte mal die Xing- und LinkedIn-Gruppen, in denen Sie Mitglied sind. Und dann die Newsletter, die Sie mehr oder weniger gefragt bekommen. Jetzt noch die Branchennews und Google-Alerts. Und nun: Stellen Sie jeden dieser Zeitfresser und Aufmerksamkeits-Grapscher auf den Prüfstand.
Insbesondere das digitale Networking verleitet dazu, sich ablenken zu lassen und Zeit für Unwesentliches zu opfern. Umgekehrt stimmt aber auch: Die News über einen ehemaligen Kollegen, der eine neue Position in einem großen Unternehmen übernimmt oder sich gerade mit einer Beratung oder einer Agentur selbstständig gemacht hat, ist ein sehr guter Anlass für erfolgversprechendes digitales Networking.
Mein Tipp: Prüfen Sie alle Networking-Quellen. Schmeißen Sie raus, was ablenkt. Und behalten Sie auf der Agenda, was passt. So wechseln Sie in den Driver-Seat und schalten auf proaktives Networking um, sobald ein Thema mit Ihrer Kommunikationsagenda übereinstimmt.
Nur wenn Sie wissen, mit welchen Themen Sie assoziiert werden wollen, können Sie schnell entscheiden, ob Sie Kontakte vertiefen oder eher abmoderieren wollen. Als Fixpunkt am Kommunikationshimmel sollten Sie dabei immer Ihr nächstes Wunschprojekt im Auge haben. Je klarer Sie sich Ihr Wunschprojekt ausmalen, desto einfacher wird es Ihnen fallen, Ihre Kommunikationsagenda entsprechend zu entwickeln.
Fazit
Bleiben Sie sich selbst treu: Ihr Networking soll zu Ihrem Charakter passen. Haben Sie aber auch den Mut, einer von Belanglosigkeit bedrohten Konversation durch Ihr Eingreifen eine Wendung zu geben. Denken Sie Networking nicht als Einbahnstraße: Nehmen Sie den Ball auf, den man Ihnen zuspielt. Networking lohnt sich immer, wenn man sich selbst einen Kommunikationsauftrag gibt. Und die nötige Geduld mitbringt.