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COAST TO COAST 2024
LÀnge 16 km Höhenmeter 25 m

Grande Finale in Saint-Tropez

Tag 10

Grande Finale in Saint-Tropez

Die letzte Etappe heute war ein gemĂŒtliches Ausrollen! Aus den Bergen kommend, musste ich es nur noch laufen lassen und – schwupps! – war ich im Hafen von Saint-Tropez angekommen, dem Ziel meiner zehntĂ€gigen Charity-Tour. 1.000 Kilometer Strecke und 6.600 Höhenmeter liegen hinter mir. 

Ich danke allen, die mich begleitet haben. Und natĂŒrlich ganz besonders allen, die gespendet haben. Ich hoffe, dass wir das gesteckte Spendenziel erreichen werden – jetzt, wo ich an meinem Streckenziel angekommen bin. 

Es war eine wunderbare Auszeit fĂŒr mich! Obwohl ich alleine gefahren bin, hatte ich das GefĂŒhl, nie alleine zu sein. Ich bin sehr dankbar, dass alles so gut geklappt hat und dass ich am Ende einen so schönen Zieleinlauf bei fantastischem Wetter mit strahlendem Sonnenschein hatte.

Morgen beginnt in Saint-Tropez die Regatta „Les Voiles de Saint-Tropez” mit historischen und modernen Segelschiffen. Ich muss zugeben, dass ich nichts, aber auch gar nichts vom Segeln verstehe, und eigentlich schon beim Anblick einer Badewanne seekrank werde. – aber die Boote und das Spektakel drumherum sind schon sehenswert vom sicheren Festland aus.

Am Montag trete ich dann die RĂŒckreise an, und ab Dienstag bin ich wieder zurĂŒck im normalen Leben.

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COAST TO COAST 2024
LÀnge 115 km Höhenmeter 830 m

Hier regiert der Wein!

Tag 9

Eingang zu einem Weingut

Meine heutige Etappe fĂŒhrte mich durch das bergige Hinterland der CĂŽte d’Azur, die „Reserve Naturelle de la Plaine de Maures“ bis fast vor die Tore von Saint-Tropez.

Die Strecke war anstrengend. Es waren zwar immer „Landstraßen“ (also mit einem „D“ gekennzeichnet), aber diese waren teilweise sehr dicht befahren. Zu den klassischen Kleintransportern kamen die 7,5-Tonner, die eigentlich auf die Autobahn gehören. Auf diesen Abschnitten musste ich schon sehr konzentriert fahren. Mein RĂŒcklicht am Fahrrad und das im Helm integrierte RĂŒcklicht (ja, das gibt es, und ich kann es jedem empfehlen) waren beide auf Dauerblinken eingestellt, um eine maximale Signalwirkung zu erzielen. Dann gab es wieder Streckenabschnitte mit wenig oder gar keinem Verkehr. Hinzu kam, dass das Wetter sehr wechselhaft war. Es war zwar nicht kalt, aber manchmal nieselte es, dann schien die Sonne, dann regnete es leicht. So musste ich öfter als sonst anhalten, um die richtige Kleidung anzuziehen, um nicht zu frieren oder zu sehr zu schwitzen.

Je nĂ€her ich Saint-Tropez kam, desto höher wurde die Porsche-Dichte. Schließlich erreichte sie das Niveau, das ich von der ZĂŒrcher „GoldkĂŒste“ kenne, an der ich auch ab und zu vorbei radle. Die GoldkĂŒste ĂŒbertrifft nach meinen Beobachtungen noch die Ferrari- und Lambo-Dichte, aber das kann ja noch werden, ich bin ja noch nicht in Saint-Tropez.

Auf dem Weg ins motorisierte Disneyland habe ich vor allem viele WeingĂŒter gesehen. Ich bin kein Weinexperte, aber vieles deutet auf gute „Terroirweine“ der WeingĂŒter hin, die ich hier gesehen habe: Die Lage leicht am Hang, eingebettet und windgeschĂŒtzt von etwas höheren Bergen, genĂ€hrt von der Sonne des SĂŒdens und von der Feuchtigkeit, die vom Meer kommt. Das sollten doch gute Voraussetzungen fĂŒr noch besseren Wein sein, oder?

Auf dem Weg fand ich den Hinweis, dass hier schon seit 2.600 Jahren Wein angebaut wird – und dachte mir, dann muss man ja wissen, was man tut. Und eine solch lange Tradition wĂŒrde wahrscheinlich sogar das britische Königshaus vor Neid erblassen lassen. Zuerst konnte ich mir eine so lange Weinbautradition nicht vorstellen, aber dann fuhr ich ĂŒber eine sehr alte BrĂŒcke aus der Römerzeit, die auch schon circa 2.000 Jahre alt ist, und dachte mir, dass es vielleicht doch so ist, wie es auf dem Schild steht. Mein Tipp: Wer mit dem Auto in der Gegend unterwegs ist und RosĂ© mag, sollte hier unbedingt eine Verkostung einplanen. Auch weil die „Domains“, also die HerrenhĂ€user der WeingĂŒter, wirklich schön anzusehen sind. Selbst fĂŒr den Fall, dass der Wein nicht schmeckt: Das Ambiente ist auf jeden Fall einen Besuch wert!

Morgen freue ich mich auf die letzte Etappe. Das Wetter soll umschlagen und mit etwas GlĂŒck komme ich bei strahlendem Sonnenschein in Saint-Tropez an! Darauf freue ich mich schon sehr! 

2600 Jahre Weinanbauerfahrung
RömerbrĂŒcke
Vente de Vin - hier dreht sich alles um den Weinverkauf
Domaine - eines der WeingĂŒter
Meine Etappe heute
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COAST TO COAST 2024
LÀnge 95 km Höhenmeter 410 m

Mitten in der Provence

Tag 8

FrĂŒhstĂŒck in Arles

Heute bin ich in die Provence eingetaucht und, um es gleich vorweg zu nehmen, ich habe keinen neuen Menschentyp gefunden!

Dieses Mal habe ich in einem Airbnb-Studio ĂŒbernachtet. Vorbei sind die Zeiten, in denen dich der Besitzer der Airbnb-Wohnung freundlich begrĂŒĂŸt, dir dann das Zimmer aufschließt und noch ein bisschen Smalltalk mit dir macht. Man bekommt nur noch zwei Codes, einen fĂŒr die HaustĂŒr und einen fĂŒr den SchlĂŒsselkasten. Der Rest ist selbsterklĂ€rend oder wird im WhatsApp-Chat besprochen.

Meine FrĂŒhstĂŒckspause hatte ich in Arles mit Blick auf das Forum, frisch gepresstem Orangensaft, Baguette und Feigenmarmelade. Sehr lecker! So konnte der Tag beginnen, der mir zu diesem Zeitpunkt schon 20 Kilometer auf die „Uhr“ gebracht hatte. Inzwischen habe ich von einem Freund erfahren, dass ich in Arles noch etwa 20 weitere SehenswĂŒrdigkeiten verpasst habe, die es allesamt verdient hĂ€tten, gesehen zu werden.

Aber meine Mission ist eine andere. Deshalb kann ich nur von dem berichten, was ich auf meinem Weg erlebt habe. Nach Arles kam Saint-Martin-de-Crau, eine ĂŒberschaubare und malerische Stadt in der Ebene, die auf mich noch intakt und authentisch wirkte. Ganz anders als Aix-en-Provence, mein heutiges Etappenziel. Der Ort hat eine sehr große und sehr lebendige Altstadt. In jeder der vielen kleinen Gassen brodelt das Leben, nicht zuletzt, weil sie von einer Vielzahl lebens- und erlebnishungriger Studenten bevölkert wird. Die ebenfalls zahlreichen Touristen gehen dabei fast unter. Schön, dass sich alles mischt. Schön, dass all die Studenten da sind. So wirkt das französische „Savoir-vivre“ authentisch und nicht als touristische Inszenierung. Trotzdem ist mir die Stadt nach den Tagen auf dem Fahrrad und den vielen kleinen StĂ€dten und vertrĂ€umten Dörfern, in denen ich war, jetzt zu laut und zu hektisch.

Je weiter ich nach Osten komme und je tiefer ich in die Provence eindringe, desto mehr verliert die Natur ihr GrĂŒn. Das Gras wird grauer, die Erde steiniger und staubiger, aus BĂŒschen werden StrĂ€ucher und viele HĂ€user sind jetzt aus Sandstein gebaut. Die ersten Sandsteinvillen mit provenzalisch hellblauen FensterlĂ€den tauchen auf. Überholt werde ich nicht mehr nur von einheimischen Handwerkerautos, sondern zunehmend von SUVs deutscher Hersteller und Lieferwagen fĂŒr Poolreinigung und Poolpflege. AuffĂ€llig auch: Je tiefer ich in die Provence eintauche, desto mehr ImmobilienbĂŒros sehe ich auf der Strecke. Schönheit und Wohlstand korrelieren. Ist das ein Naturgesetz, frage ich mich?

Saint-Martin-de-Crau
Gasse in Arles
Abend in Aix-en-Provence
Tagestour
Weleda Wundschutzcreme

Meine Reise neigt sich dem Ende entgegen. Noch zwei Tagesetappen, dann bin ich am Ziel: in Saint-Tropez. Bevor es soweit ist, möchte ich noch drei Fragen beantworten, die mich erreicht haben, und die Antworten mit allen teilen, die mitlesen.

Warum sieht man bei dir immer einen roten Schlauch auf deinen Selfies?
Der rote Schlauch fĂŒhrt zu einem Trinkbeutel in meinem Rucksack. Man soll ja immer viel trinken, und noch mehr, wenn man sich bewegt. Die Praxis zeigt, dass ich viel mehr trinke, wenn ich den Schlauch nur zum Mund fĂŒhren muss. Das ist bequemer und vor allem viel sicherer als eine Trinkflasche. Man kann beide HĂ€nde am Lenker lassen und muss nicht mit der Flasche hantieren. Das sieht zwar bei den Profis cooler aus, aber fĂŒr mich hat sich das Trinkbeutel-Schlauch-System bewĂ€hrt. Es sorgt dafĂŒr, dass ich regelmĂ€ĂŸig und viel trinke (rund vier Liter beim Fahren).

Wie schĂŒtzt du deinen Popo? 
Das ist eine heikle Frage, wie ihr euch vorstellen könnt. Die Antwort findet ihr im DM-Markt eures Vertrauens. Ich war dort und habe mir eine Wundschutzcreme fĂŒr Babys von Weleda gekauft (siehe Foto). Was fĂŒr Babys gut ist, ist auch fĂŒr geschundene Langstreckenradpopos geeignet, dachte ich mir. Und ja, es funktioniert! Trotz hĂ€rtester Beanspruchung (Details erspare ich euch) hatte ich bis jetzt keine Beschwerden.

Hast du die ganzen zehn Tage das gleiche T-Shirt an?
Fast! Auch ich schummle, denn ich habe mir das gleiche T-Shirt zweimal gekauft! Ich habe eine „Rei in der Tube“ – abends wasche ich ein T-Shirt aus, das trocknet dann den ganzen Tag, wĂ€hrend ich das andere trage usw.

 

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COAST TO COAST 2024
LÀnge 130 km Höhenmeter 220 m

Der ewige Urlauber

Tag 7

Am Ziel! Das Mittelmeer

Vorweg: Der Tag begann schwierig und endete ... großartig!
Schon gestern Abend zeichnete sich ab, dass auch mein Vorderrad schlapp machen wĂŒrde. Auf den letzten 20 Kilometern musste ich den Reifen mehrfach aufpumpen, um ihn bei Laune zu halten. Heute Morgen war dann die Luft endgĂŒltig raus. Kein Problem, dachte ich, denn ich hatte noch einen zweiten Ersatzschlauch dabei. War dann leider doch ein Problem, denn ich hatte den falschen Schlauch eingepackt. Dieses Mal hatte der Besitzer des Chambre d‘HĂŽte keinen Campingbus in der Garage. Es half nichts, ich musste ein Taxi bestellen, das mich zum nĂ€chsten Fahrradladen fuhr. Dort bekam ich den Schlauch und lies ihn einbauen. Zudem befreite der Monteur die hintere Bremse vom lĂ€stigen Quietschen, das sich vor zwei Tagen eingestellt hatte. Abfahrbereit war ich dann erst um 10:30 Uhr in Beziers. 

Dann endlich war es da: das Mittelmeer! Ich bin angekommen, Mission „Coast to Coast“ completed! Alles, was jetzt kommt, und vor allem jeder zusĂ€tzliche Kilometer sind Bonus! Ich hoffe, das wirkt sich positiv auf Eure weitere Spendenbereitschaft aus 😀

Was mir bis dahin auffĂ€llt: vor allem der Duft der PinienbĂ€ume. Er ist einzigartig und im Velo-Cabrio besonders intensiv wahrzunehmen. Was mir auch auffĂ€llt, ist ein Typus Mensch, den ich sonst nie sehe. Ich nenne ihn „den ewigen Urlauber“. Das sind Menschen, die sieht man zuhause nicht. Wie auch, wer macht schon (bei uns) daheim Urlaub? Diese Menschen haben tiefenbraune Haut und – das wichtigste – Zeit! Unendlich viel Zeit! Dem „normalen Urlauber“ sieht man eine gewisse Anspannung an, denn er weiß, dass sein Urlaub endlich ist, und irgendwie versucht er, möglichst viel aus dieser knappen Urlaubszeit herauszuholen. Er versucht, viel zu sehen, viel Sonne zu bekommen, viel zu erleben oder viel Entspannung zu finden. Auf jeden Fall will er viel – egal, wovon.

Der ewige Urlauber hat dieses Problem nicht. Er befindet sich in einer endlosen Zeitschleife. Dabei wirkt er auf mich etwas abgeschlafft. Oft wird er begleitet von einem meist sehr kleinen Hund. Der, so scheint es, sein Hunde-SelbstwertgefĂŒhl vor allem daraus ableitet, mit seinen vier sehr kleinen Beinen so schnell laufen zu können wie der Mensch neben ihm mit seinen zwei großen Beinen. Es sind Menschen, die ihr Leben an Orten verbringen, an denen andere Urlaub machen, meistens an der KĂŒste. Sie sind mir bereits in Biarritz aufgefallen, als ich an den CampingplĂ€tzen vorbei fuhr und jetzt auch wieder, als ich die die KĂŒste zwischen Agde und La Grande-Motte entlangfuhr. Ich weiß gar nicht, ob ich die ewigen Urlauber beneiden soll. Irgendetwas an ihnen wirkt auf mich „wirkungslos“ und doch fallen sie (mir) auf. 

La Grande-Motte zeigte sich mir als ein riesengroßer in Beton gegossener Fehler. Die Stadt erinnerte mich an Frankfurt-Niederrad – nur, dass man nicht auf die A5, sondern aufs Meer schaut. Das ist ja per se gar nicht so schlecht, trotzdem dachte ich: Schnell weg! Vor und nach La Grande-Motte verlaufen herrliche Radwege direkt an der KĂŒste entlang mit Blick auf das Meer und das Hinterland. Dazwischen reichlich frische Meeresluft und Sonnenlicht – und das Ganze ohne Autoverkehr. Geht mehr? Ja!

Die letzte Etappe des Tages toppte das dann nochmal. Sie fĂŒhrte ins Hinterland quer durch die Camargue auf dem Eurovelo8 „Via Rhona“. Wieder ohne Autoverkehr wurde ich durch den Naturpark der Camargue gefĂŒhrt. Ich sah die wilden Pferde der Camargue (ich dachte immer, dass es die in Wirklichkeit gar nicht gibt) und kam vorbei an Aigues-Mortes, einer mit sehr hohen Mauern befestigten historischen Stadt, die innerhalb ihrer Mauern noch vollstĂ€ndig intakt ist. Sehr sehenswert! Meine Tagesetappe beende ich in Saint-Gilles auf halbem Weg nach Arles. Einem kleinen historischen Ort, der so verschlafen wirkt wie ein Dorf irgendwo im Nirgendwo. Komisch, dass es sowas an der so gefragten französischen MittelmeerkĂŒste noch gibt!

Jetzt liegen 130 km hinter mir. Der Tag begann mit platten Reifen im Fahrradladen und fĂŒllte sich angenehm mit KĂŒsten- und Naturpark-Etappen. So kann es gerne weitergehen!  

Mit dem Rad das Ziel erreicht: das französische Mittelmeer
La Grande-Motte
Camargue
Eurovelo8
Saint-Gilles
Tagestour
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COAST TO COAST 2024
LÀnge 140 km Höhenmeter 325 m

Auf dem schönsten Fahrradweg Europas, der nie einer sein wollte!

Tag 6

Canal du Midi

Bevor ich beginne, möchte ich mich bei den vielen Spendern bedanken! Wir haben bereits die 2.500-Euro-Marke geknackt. Ich danke Ihnen allen dafĂŒr, dass sie mitmachen und die gute Sache unterstĂŒtzen. Es macht mir große Freude, das zu sehen! Vielen Dank dafĂŒr!

Heute durfte ich die meiste Zeit auf dem wohl schönsten Radweg Europas, der entlang des Canal du Midi verlĂ€uft, verbringen. Ich finde ihn unter anderem deshalb so schön, weil er nie als Radweg angelegt wurde. Als Radfahrer hat man auch auf gut ausgebauten Radwegen immer irgendwie mit Autos zu tun: Meistens sind sie in Hörweite oder man muss eine Straße oder eine StraßeneinmĂŒndung ĂŒberqueren und auf sie achten. Nicht so am Canal du Midi. Hier gibt es einfach keine Autos! Sie ĂŒberqueren den Kanal auch nicht (außer ab und zu auf BrĂŒcken, aber da sieht man sie kaum). Stattdessen rollt man einfach so vor sich hin, ungestört von nichts, aber auch gar nichts, und das, wenn man so will, ĂŒber eine Strecke von 240 Kilometern. Das ist ungefĂ€hr die Strecke von Stuttgart nach MĂŒnchen. Das muss man sich mal vorstellen.

Was mich aber noch viel mehr fasziniert, ist, dass alles, was man unterwegs sieht, entschleunigt ist. Als Radfahrer ist man ja schon langsam. Aber die Schiffe auf dem Kanal sind noch langsamer (manche Passagiere laufen aus Spaß neben ihren Schiffen her). Auch die FußgĂ€nger, die hier und da unterwegs sind, sind langsam. Die Schleusen, von denen es insgesamt 61 gibt, entschleunigen zusĂ€tzlich, denn die Boote halten vorher an, mĂŒssen einfahren, dann kommt ein SchleusenwĂ€rter (gemĂ€chlich) aus seinem HĂ€uschen und erklĂ€rt auf Nachfrage, wie das Schleusen funktioniert. Das alles dauert. Alles, wirklich alles ist langsam. Wie gesagt, als Radfahrer war ich heute der Schnellste! Wo gibt es das noch? Auf einer solchen Strecke? Einzigartig.

Alles ist alt und sehr gepflegt! Die kleine BrĂŒcke (siehe Foto), die seit mehr als 350 Jahren von Menschen benutzt wird, die BĂ€ume, die Wege, die SchleusenhĂ€uschen, an die oft kleine CafĂ©s angebaut sind. Alles wirkt malerisch, aber nie aufdringlich, nie gewollt, nie touristisch. 

Nachdem ich gestern schon circa 40 Kilometer am Canal du Midi entlang gefahren bin, kamen heute noch einmal rund 80 Kilometer dazu. Danach bin ich wieder auf die „normale“ Straße zurĂŒckgekehrt und habe sofort den Unterschied gemerkt. Der Canal du Midi entschleunigt! Es war eine sehr schöne AtmosphĂ€re und ich kann den Canal du Midi nur jedem empfehlen, der gerne Rad fĂ€hrt.

Reifenpanne am Schleuser-HĂ€uschen
Original-BrĂŒcke
Tagesroute
Schattenspiele im Abendlicht
Carcassonne im Blick

Daran konnte auch die Reifenpanne, die ich unterwegs hatte, nichts Ă€ndern. Eigentlich hatte ich GlĂŒck, denn die Panne passierte kurz vor einer Schleuse, sodass ich den Schlauch in der Schleuse wechseln und dabei (fast) in Ruhe das Schleusen der Schiffe beobachten konnte.

Also, Reifenpanne – was nun? Tilo hat das bestimmt schon zehnmal geĂŒbt und macht das mit links. Könnte man meinen! Ist aber nicht so. Ich habe zwar Ersatzschlauch und Werkzeug dabei – aber niemanden, der mir den Schlauch wechselt! Warum eigentlich nicht? (Na ja, wegen des Gewichts, ist ja klar). Also musste ich selbst Hand anlegen. Eine Anleitung auf IKEA-Niveau gab es auch nicht. Also musste ich mir ein Herz fassen und einmal im Leben so tun, als hĂ€tte ich Ahnung von Technik. Um es kurz zu machen: Es ist mir gelungen, aber mit viel Schimpfen und Fluchen. Nur zwei Schleusungen spĂ€ter war ich wieder fahrbereit.

Mittags war ich dann in Carcassonne. Die mittelalterliche Stadt mit der riesigen Festung. Wieder kĂŒndigte sich ein Regenschauer an. Diesmal entkam ich ihm, indem ich mich in eine „Sandwicherie“ flĂŒchtete und dort trocken, aber leicht fröstelnd, ein sehr leckeres Pannini aß. Ja, es war ein Panini, obwohl ich in Frankreich bin. Der Besitzer legte großen Wert darauf, dass es so genannt wird.

Rain Now meldete, dass der Regen in 20 Minuten vorbei sein wĂŒrde. So war es dann auch und zum ersten Mal kam nach dem Regen die Sonne heraus. Das tat gut! Die letzten Tage habe ich fast nur bedeckten Himmel gesehen. Ab Carcassonne kam die Sonne und blieb bis zum Abend. Endlich war das Wetter so, wie man es in SĂŒdfrankreich erwartet. Zeitweise dachte ich, ich fahre nicht am Canal du Midi, sondern am Nord-Ostsee-Kanal entlang. Je nĂ€her ich dem Mittelmeer kam, desto wĂ€rmer wurde es. Hurra! Der Wetterumschwung gab mir noch einmal einen ordentlichen Motivationsschub.

Mein Schatten wurde immer lĂ€nger  – schnell noch einen MĂŒsliriegel eingeworfen, dann weiter zum letzten Etappenziel. So habe ich es heute doch noch bis ans Mittelmeer geschafft. Ich bin tatsĂ€chlich 140 Kilometer weit gekommen. So viele Kilometer habe ich noch nie an einem Tag zurĂŒckgelegt – und das Spannende ist: Es hat sich gar nicht so angefĂŒhlt – im Gegenteil. Morgen geht es weiter nach Marseille!

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COAST TO COAST 2024
LÀnge 120 km Höhenmeter 885 m

Auf dem Weg zum Canal du Midi

Tag 5

Transport auf dem Camper

Eines gleich vorweg: Heute habe ich geschummelt! Aber der Reihe nach... Untergebracht war ich letzte Nacht ja in einem Chambre d‘Hîtes, das die Besitzer liebevoll zu ihrem Altersdomizil ausgebaut hatten und sich mit der Vermietung von Fremdenzimmern etwas dazu verdienen. Schon bei der Ankunft fiel mir auf, dass ein großer Camper im Hof stand. Das Ehepaar sagte mir, dass es ihrer sei und sie gerne mit dem Camper nach Spanien reisen.

Obwohl es die letzten Tage fast immer bewölkt war, konnte ich es praktisch immer vermeiden, in den Regen zu kommen. Heute Morgen sah das anders aus: Regen, Regen und nochmals Regen. Ich konsultierte meine Wetter-App RainNow, die in der Lage ist, auf wenige 100 Meter genau anzuzeigen, wo es regnet und wo nicht. Ich sah, dass das Regengebiet im Ort Auch (auf Französisch wird das „O:sch“ ausgesprochen) enden wĂŒrde, der circa 40 Kilometer entfernt lag. Hatte ich Lust, 40 Kilometer im Regen zu fahren? Gab es eine Alternative? Der deutsche Teil in mir sagte mir sofort, dass jeder nicht mit dem Fahrrad gefahrene Kilometer eine Pflichtverletzung darstellen wĂŒrde. Der italienische Teil in mir sagte, vielleicht findet sich ja eine kreative Lösung 😊 Beim FrĂŒhstĂŒck fasste ich Mut und fragte, ob das Ehepaar bereit wĂ€re, mich mit dem Camper gegen Zahlung einer großzĂŒgigen Benzinzulage an den Rand des Regengebiets nach Auch zu fahren. Gut fĂŒr mich: Ja, sie waren bereit. So ersparte ich es mir, heute 40 Kilometer im Regen zu fahren. Und ja, ich habe geschummelt, aber die 40 Euro werde ich fĂŒr die geschummelten Kilometer trotzdem spenden!

Meine Tagestour begann also in Auch. Leider recht spĂ€t, da wir erst das Fahrrad umstĂ€ndlich befestigen mussten. Mein Ziel heute war der Canal du Midi, auf den ich sĂŒdlich von Toulouse traf. Toulouse musste ich leider auslassen – auch, weil sich die Wetterlage nicht wirklich besserte und ich so schnell wie möglich den Regenwolken entkommen wollte. Um circa 15.30 Uhr kam ich am Canal du Midi an, den ich dann noch circa 40 Kilometer entlang gefahren bin. Mein erster Eindruck: Es ist der schönste Radweg, den ich je gefahren bin! Der Kanal ist eine Aneinanderreihung leichter Kurven, daneben der Radweg mit festen Untergrund und gefĂŒhrt von endlosen Plantanen, die eine Art grĂŒnen Tunnel bilden. Auf dem Kanal sieht man immer wieder schrĂ€ge Boote – jedes einzelne von ihnen Ausdruck der IndividualitĂ€t jener Menschen, die es besitzen. Wer schon mal in Amsterdam war, weiß, wie man sich das vorstellen muss.

Dazwischen immer wieder Schleusen, die dokumentieren, dass der Kanal schon mehr als 300 Jahre alt ist. Fertiggestellt wurde er 1694. Liest man darĂŒber in Wikipedia, so erfĂ€hrt man, dass er damals ein ganz wesentlicher Grund fĂŒr den wirtschaftlichen Aufschwung der Region war. Heute verlĂ€uft nicht weit weg vom Kanal eine Autobahn. HĂ€tten sich damals die Bauarbeiter vorstellen können, dass mehr als 300 Jahre spĂ€ter eine Autobahn mit LKW die GĂŒter transportiert, fĂŒr die der Kanal mal gebaut wurde? Wahrscheinlich nicht! Genauso wenig können wir uns heute vorstellen, wie der Verkehr in circa 300 Jahren funktionieren wird. Vielleicht gibt es dann Containereinheiten, die, mit Wasserstoff angetrieben, autonom und mit 300 Kilometern pro Stunde ĂŒber eine dann neugebaute Bahn gleiten. Der Fantasie sind ja keine Grenzen gesetzt – und glaubt mir, die habe ich. Ich finde es auf jeden Fall klasse, dass dieser mehr als 300 Jahre alte Kanal heute noch genauso existiert und wir ihn immer noch genauso nutzen können wie damals. Klar, heute ĂŒberwiegt der Freizeitwert, aber das ist ja nichts Schlechtes, im Gegenteil.

Ich freue mich auf jeden Fall auf die nĂ€chsten 100 Kilometer entlang des Canal du Midi, der mich dann direkt zum Mittelmeer fĂŒhren wird. FĂŒr heute habe ich mein Tagessoll erreicht: 40 Kilometer als Beifahrer im Camper und 120 Kilometer mit den Beinen! Und auch, was die Spenden angeht, kommen wir gut voran: Die 2.000-Euro-Marke ist geknackt! Herzlichen Dank an alle, die mich bis hierher unterstĂŒtzt haben! Fortsetzung folgt


Chambre d‘Hotes
Am Canal du Midi
Meine heutige Strecke.
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COAST TO COAST 2024
LÀnge 105 km Höhenmeter 715 m

Ja, das willste!

Tag 4

Einer der vielen verlassenen HĂ€user

Auf der heutigen Etappe ging es von Coast-to-Coast, vor allem von Maisfeld zu Maisfeld zu Maisfeld. Wer vergessen hat, wie ein Maisfeld aussieht, fĂŒr den habe ich ein Foto eingefĂŒgt. 😄 Schier endlos reihte sich heute Maisfeld an Maisfeld. Da fragt man sich, warum man sich das antut und den ganzen Tag an Maisfeldern vorbeifĂ€hrt. Zwei Antworten fallen mir ein. Erstens: Der Weg ist das Ziel. Zweitens: Bald wird es anders sein. Beide Antworten befriedigen mich nur bedingt, und ich freue mich ĂŒber jede Abwechslung. Zum Beispiel ĂŒber Felder mit Sonnenblumen, die schon eher nach Herbstblues aussahen als nach strahlendem Sonnengruß. Auch davon habe ich ein Bild angehĂ€ngt.

Nach den ersten 40 Kilometern wollte ich eigentlich „nur“ eine kleine Kaffeepause machen. Aber es war schon 11.45 Uhr, und die Bar entpuppte sich als sehr nettes Restaurant mit einer noch netteren Mittagskarte. Gestern war ich noch froh ĂŒber die Tarte, die ich essen durfte. Heute freute ich mich ĂŒber das leckere MenĂŒ, das mir serviert wurde. So entstehen AnsprĂŒche!

Aus meiner kurzen Kaffeepause wurde dann ein anderthalbstĂŒndiger Aufenthalt, denn man darf sich nicht einbilden, dass man in Frankreich mit weniger als einer Stunde fĂŒr ein Essen im Restaurant davonkommt. DafĂŒr ist das Essen hier einfach zu gut, und man nimmt sich eben die Zeit dafĂŒr.

Erst gegen 13 Uhr konnte ich wieder in die Pedale treten. Eigentlich schon zu spĂ€t, um das geplante Streckenziel noch zu schaffen, aber es soll ja auch Spaß machen – und gutes Essen macht in Frankreich besonders viel Spaß. Irgendwann nach 14 Uhr verabschiedete sich die Monotonie der Maisfelder und wurde von den ersten Weinfeldern unterbrochen. Erst war es nur ein kleines Weinfeld, dann waren es viele Weinfelder, und dann war nur noch ein einzelnes Maisfeld dazwischen. Das wurde aber auch Zeit!

Dazwischen sah ich immer wieder alte und verlassene HĂ€user, Gutshöfe und sogar leerstehende Teile von Dörfern, sogar Kirchen. Jeder, der sich schon mal mit dem Thema Zweitwohnsitz beschĂ€ftigt hat, sollte da große Augen machen. So ein Landhaus ausgebaut und hergerichtet... Das wĂ€re doch was, oder? „Ja, das wĂ€r’s“, kommt mir in den Sinn und damit auch das Gedicht von Kurt Tucholsky, das mit „Ja, das willste“ beginnt. Darin beschreibt er schon 1927, wie schön es wĂ€re, eine Villa mit großer Terrasse zu besitzen, „vorne die Ostsee und hinten die Friedrichstraße“. Das Gedicht handelt von SehnsĂŒchten und davon, dass alles noch besser sein könnte. Das Problem ist also schon fast 100 Jahre alt, denke ich, und eigentlich ist es egal, ob es die Villa mit der großen Terrasse ist oder das Herrenhaus mitten in Frankreich.

Ihr merkt, der Tag war eher reflektorisch angelegt. 😄 Dazu hat auch beigetragen, dass meine Komoot-App und ich Frieden geschlossen haben. Gestern habe ich mich noch ĂŒber sandige Wege geĂ€rgert, heute habe ich den Spieß umgedreht und als Streckenvorgabe nicht mehr „Gravel“, sondern „Rennrad“ eingestellt. Wie schlau von mir! Jetzt gab es keine ausgewaschenen Flussbetten und Sandwege mehr, die meine Fahrradgabel (und mich) auffressen mussten. Heute gab es nur noch Nebenstraßen, die ihren Namen verdienten: immer geteert – und so wenig befahren, dass ich mich fragte, warum sie ĂŒberhaupt gebaut wurden („Just to please you, Tilo“ wĂ€re eine, wenn auch unwahrscheinliche Antwort). Jetzt waren wir also beide glĂŒcklich: Die App, weil sie mir die richtige Route vorgeschlagen hat. Und ich, weil ich die App dafĂŒr wieder uneingeschrĂ€nkt loben kann. Win-win also!

Nach etwas mehr als 100 Kilometern beendete ich meine Tagesetappe in der NĂ€he von DĂ©mu. Diesmal in einem Chambre d’HĂŽtes. Dort wurde ich von einem Rentnerehepaar empfangen, welches das Chambre d’HĂŽtes vor mehr als zehn Jahren als baufĂ€lliges Haus gekauft und komplett renoviert hatte. Vorne mit großer Terrasse, hinten mit... Ihr wisst schon. – Ja, das willste!

Eines von vielen Maisfeldern
Der Weg ist das Ziel
Sonnenblumen im Herbstblues
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COAST TO COAST 2024
LÀnge 112 km Höhenmeter 460 m

Tausche Tortilla gegen Tarte

Tag 3

An der Atlantik-KĂŒste

Das Wichtigste vorweg: Ich habe heute eine ordentliche Strecke zurĂŒckgelegt: 112 Kilometer, ohne Regen und schon weit ins französischen Hinterland.

Gleich nach dem Start durfte ich ĂŒber den Markt von Saint-Jean-de-Luz fahren. Am liebsten hĂ€tte ich angehalten und wĂ€re ĂŒber den Markt geschlendert. Hier ein KĂ€sestand, dort einer mit frischen Austern (die ich sehr gerne esse!), dann frisches GemĂŒse, leckeres Obst und viele freundliche Menschen, die gerne ein SchwĂ€tzchen halten. So stellt man sich einen französischen Markt vor! In Saint-Jean-de-Luz ist es so! Aber wohin mit all den Leckereien? Gestern schreibe ich noch „Gewicht ist alles“, und dann radle ich mit einer TĂŒte voller Leckereien weiter? Leider nein! Also weiterradeln. Die Wettervorhersage ist leider nicht so gut, aber die zu erwartenden Höhenmeter sind moderat!

Die Strecke fĂŒhrt mich durch Biarritz und Bayonne. Ich quĂ€le mich durch zahlreiche Kreisverkehre. Meine Komoot-App meint es gut mit mir, will mich immer auf Nebenstraßen lenken. Irgendwann geht mir das auf die Nerven und ich suche einen schnelleren Weg durch die Großstadt.

Gleich zu Beginn in Bilbao ist mir aufgefallen, dass viele Ortsnamen und andere Schilder Wörter verwenden, die mit dem Buchstaben „X“ durchsetzt sind. Das muss der baskische Dialekt sein. Ich glaube, Elon Musk wĂŒrde sich darĂŒber freuen, denn er versieht jede seiner Firmen mit einem „X“ oder benennt sie sogar – wie im Fall von Twitter – komplett in „X“ um. Ob seine Einstellung etwas mit dem Baskenland zu tun hat? Vielleicht findet sich ja eine passende Verschwörungstheorie!

Jedenfalls bin ich immer noch in KĂŒstennĂ€he, der Wind schmeckt nach Meer, aber bald immer mehr nach Wald.

Dieser Wald, durch den ich fahre, besteht nicht nur aus BÀumen, sondern auch aus einer schier endlosen Anzahl von Wohnmobilen. Man sieht rostige, alte Busse und hochmoderne Maisonette-Wohnungen auf RÀdern. Es scheint, dass jeder Campingbus mindestens einmal in seinem Leben auf einem der CampingplÀtze nördlich von Bayonne gestanden haben muss. So viele sind es.

Irgendwann verschwinden die CampingplĂ€tze und es gibt nur noch Wald. Genauer gesagt: wunderschöne Pinien- und KiefernwĂ€lder, die, wie viele wissen, am liebsten auf sandigem Boden wachsen. Und das ist das Problem, denn meiner Komoot-App habe ich gesagt, dass ich eine „Graveltour“ machen will. Also fĂŒhrt sie mich bevorzugt ĂŒber Feldwege, die im Hinterland immer sandiger werden. Irgendwann ist es so viel Sand, dass ich schieben muss, weil mein Vorderreifen immer „durchsackt“. Das ist dann ein bisschen wie Aquaplaning in Zeitlupe. Im Gegensatz dazu rutscht man aber nicht weg, sondern bleibt nur im Sand stecken. Es ist also viel ungefĂ€hrlicher, aber sehr anstrengend.

Irgendwann habe ich die Nase voll und beschließe, den Wegempfehlungen der App nicht mehr zu folgen. Ich beschließe, einen „kleinen“ Umweg zu machen, um auf eine Landstraße zu kommen, von der ich weiß, dass sie zumindest geteert ist. Wer Frankreich kennt, weiß, dass Straßen mit dem Buchstaben „D“ eigentlich einfache Landstraßen sind. Falsch gedacht und dumm gelaufen – in diesem Fall fĂŒr mich, denn die Landstraße, die ich nehmen wollte, war wie eine Autobahn zweispurig und ohne Seitenstreifen ausgebaut. Intensiver Schwerlastverkehr inklusive! Mist, Mist, Mist – und 1:0 fĂŒr den Komoot-Algorithmus. HĂ€tte ich doch nur auf die App gehört! Jetzt musste ich einen noch grĂ¶ĂŸeren Umweg fahren, da mir die zur Autobahn mutierte Landstraße doch zu gefĂ€hrlich erschien.

Irgendwann war ich wieder auf dem Weg. Er fĂŒhrte mich durch ein Dorf. Zirka fĂŒnf Kilometer, bis ich wieder auf den Komoot-Weg abbiegen kann. Und siehe da, genau im richtigen Moment taucht eine fantastische Boulangerie auf, in der ich eine sehr leckere Tarte bekomme, die ich genieße. Und spĂ€ter noch eine Tartellette, also ein kleines leckeres „KĂŒchlein“, zum Kaffee. Mega! Diese unsagbar gute Boulangerie hĂ€tte ich nicht gefunden, wenn ich der Komoot-App gefolgt wĂ€re. Umweg hin oder her, denke ich mir, jetzt steht es 1:1 zwischen mir und der App!

Überhaupt. Je weiter ich ins Land komme, desto selbstverstĂ€ndlicher wird es, richtig gut essen zu können. Der Austernstand heute morgen auf dem MarchĂ© hat es mir eigentlich schon gesagt: Frankreich ist und bleibt – neben vielen anderen VorzĂŒgen – das Mekka der guten KĂŒche. Abends konnte ich mich dann noch einmal davon ĂŒberzeugen. Meine Unterkunft war als „Touristenquartier” ausgewiesen. Nichts Besonderes! Aber das Essen war hervorragend!  Drei GĂ€nge, Standard in Frankreich, immer eine kleine Raffinesse – und ĂŒberhaupt: Egal, was auf dem Teller ist, wenn es einem auf Französisch erklĂ€rt wird, klingt es fast automatisch lecker. Ich freue mich also auf weitere kulinarische Highlights im Land der guten KĂŒche. Tarte ahoi!

Sandige Wege bringen mich zum Stillstand
Marktstand mit leckeren Austern
Meine Tour heute.
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COAST TO COAST 2024
LÀnge 85 km Höhenmeter 1600 m

Das Meer liegt in der Luft!

Tag 2

Endlich am Strand! Endlich Meer!

Bevor ich mit meinen EindrĂŒcken des heutigen Tages beginne, möchte ich mich fĂŒr die vielen Spenden bedanken, die bereits eingegangen sind. Wir haben tatsĂ€chlich die 1.000 Euro Marke geknackt und ich danke allen, die ihren Beitrag geleistet haben und hoffe natĂŒrlich auf weitere UnterstĂŒtzung!

Heute hat mich meine Route aus dem Baskenland heraus ĂŒber San Sebastian bis vor die Tore von Biarritz gefĂŒhrt. Wenn ich auf meine Tracking-App schaue, sind 85 Kilometer und 1.600 Höhenmeter zusammengekommen. Der Tag hatte es also in sich, denn 1.600 Höhenmeter wĂ€ren in den Alpen schon ein richtiger Pass. Hier auf dieser Strecke ist es ein Auf und Ab, sodass sich die Höhenmeter zwar addieren, aber eben nicht wie in den Alpen zu einem Pass, mit dessen Überquerung man dann prahlen kann :)

Auch waren die Wege nicht immer „glatt“. War er eigentlich ein ausgewaschenes Bachbett, kam auch mein Gravelbike an seine Grenzen. Dann half nur noch eins: Schieben! 

DafĂŒr wurde ich nach den Strapazen des Auf und Ab mit dem Blick aufs Meer belohnt. Aber es ist nicht nur die Aussicht. Es ist vor allem die Nase, die die FĂ€hrte aufnimmt und einem schon lange, bevor man den Strand sieht, sagt, dass das Meer nicht mehr weit ist. Und dann ist es da!  Der Atlantik zeigt sich hier, sĂŒdlich von Biarritz, von einer fast mediterranen Seite. Ich durfte ohne Steigung die Strandpromenade entlang cruisen und spĂ€ter mein Nachtquartier in einem sehr schönen alten Fischerhaus in Saint-Jean-de-Luz beziehen, das zu einem Hotel umgebaut wurde.

Nach den Fotos kommt – wie angekĂŒndigt – mein Gravelbike-Lifehack #1...

Besser mit Mountainbike! RoutenfĂŒhrung durchs steinige Bachbett!
Top of the hill - schöne Aussicht ins bergige Umland
Kurze Pause auf der BrĂŒcke.
Meine Strecke auf der Karte.
Nur das Nötigste kommt ins GepÀck.

Gravelbike-Lifehack #1: Gewicht ist alles!

Wer in die Pedale treten will, um lĂ€ngere Distanzen zurĂŒckzulegen, sollte sehr darauf achten, alles, also wirklich alles ĂŒberflĂŒssige Gewicht daheim zu lassen. Das fĂ€ngt mit dem an, was man einpackt! Eine kleine Kostprobe habe ich als Foto hinzugefĂŒgt. Nehmt nur die Mengen mit, die Ihr tatsĂ€chlich benötigt. Spart, wo es nur geht. Selbst die ZahnbĂŒrste kann einen Beitrag dazu leisten. Zugegeben, das ist grenzwertig, aber mein sehr geschĂ€tzter langjĂ€hriger beruflicher WeggefĂ€hrte Thorsten Becker hat auf unseren gemeinsamen Wanderungen die „halbierte ZahnbĂŒrste“ eingefĂŒhrt. Das ist dann irgendwann auch fĂŒr mich zum „Must-have“ geworden. 

Mehr Gewicht lĂ€sst sich mit dem richtigen Equipment sparen. Grob kann man sagen, dass man beim Fahrrad fĂŒr jedes Kilo weniger ungefĂ€hr 1.000 Euro mehr bezahlt. Das lĂ€sst sich natĂŒrlich nicht ewig weiterdrehen. Bei ca. acht Kilogramm ist Schluss. Soviel wiegt ein Gravelbike ungefĂ€hr. Kein Vergleich zu den TourenrĂ€dern und E-Bikes, die bis zu 24 kg auf die Waage bringen.

Wie lĂ€sst sich weiteres Gewicht einsparen? Naja, zum Beispiel, indem man die Speckröllchen, die man morgens nach dem Duschen an sich erblickt, zu Hause lĂ€sst!  Ja, und hier fĂ€ngt der anstrengende Teil an. Ich wollte mich von fĂŒnf Kilos verabschieden, die ich nicht 1.000 km weit durch die Gegend schaukeln wollte. Ist mir dann auch gelungen. Deshalb mein Tipp: Wer eine grĂ¶ĂŸere Tour plant, kann das wunderbar als Vorsatz nehmen, das Gewicht zu reduzieren. Das ist deutlich gĂŒnstiger als teures Equipment anzuschaffen, das am Ende nur ein oder zwei Kilo bringt. 

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COAST TO COAST 2024
LÀnge 80 km Höhenmeter 870 m

Das Baskenland: Spaniens Industrie-Zentrum mit Herz!

Tag 1

Graffiti - Kind spielt in einer PfĂŒtze

Tag 1 meiner Tour! Es geht durchs bergige Baskenland! Hoch, runter, hoch, runter – undankbar, da man keine echte PĂ€sse erklimmen kann, aber trotzdem nie einfach nur treten darf.

Wer eine romantische HĂŒgel-Landschaft erwartet, den muss ich enttĂ€uschen. Hier schlĂ€gt das Industrie-Herz Spaniens. In den TĂ€lern findet man große Fabrikanlagen, wenig charmante Wohnblöcke und immer wieder morbiden Industrie-Charme. Aus den Hallen hört man es laut klopfen, hĂ€mmern und quietschen. Das Industrie-Herz der Region scheint also noch zu schlagen – auch, wenn die Fassaden ab und zu schon sehr bröckeln. Auf meinem Weg erscheint mir die Gegend wie ein Mix aus Post-Mortem Detroit, der Stahl-Stadt Völklingen und UntertĂŒrkheim bei Esslingen, der Stadt, in der Daimler schon immer seine Motoren gebaut hat.

Wahrscheinlich tue ich der Gegend unrecht, weil ich nicht von den schönen Seiten berichte, die das Baskenland sicher zu bieten hat. Aber ich kann eben nur von dem berichten, was ich auf meinem Weg sehe! Dann sehe ich aber auch die Menschen auf den Straßen. Was mir schon seit Bilbao auffĂ€llt: Ältere Menschen gehen mit noch Ă€lteren Menschen spazieren! Die Alten, oft mit Rolator oder anderen Gehhilfen, werden begleitet von deren Kindern, die ich auf 50+ taxiere. So was sehe ich bei uns selten. Wann haben wir (Generation 50+) unsere Eltern das letzte Mal zum Spazierengehen ausgefĂŒhrt? Ich muss mir da vor allem an die eigene Nase fassen. Vielleicht fĂ€llt es mir deshalb auf.

Sehr bemerkenswert sind auch die teilweise extrem gut ausgebauten Fahrradwege. Mancherorts wurden eigens aufwendige BrĂŒcken nur fĂŒr Fahrradfahrer gebaut. Oft wurden eigene Fahrspuren fĂŒr FahrrĂ€der eingerichtet, die Kennzeichnung und der Belag sind auch vorbildlich. Das macht dann echt Spaß!  Man gleitet quasi nur so dahin.

Wieder mal bin ich heute nicht so weit gekommen, wie ich wollte. Nur 80 km! Das liegt auch daran, dass die Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten hier nicht so toll ist. Den letzten Teil meiner Tagesetappe musste ich streichen, da es am geplanten Ende der Tagesetappe einfach nichts zum Übernachten gab und das nĂ€chste Hotel bzw. die nĂ€chste Pension wieder so weit weg war, dass ich es mir nicht zugetraut habe, noch bis dahin zu fahren. Überhaupt – Restaurants gibt’s hier auch selten. Döner-Buden (zum GlĂŒck) keine, dafĂŒr Bars mit Tortillas in allen Variationen. In den Bars hat man immer Zeit fĂŒr ein SchwĂ€tzchen und die Einheimischen scheinen Tortillas nie ohne ein GlĂ€schen Wein zu essen – egal, zu welcher Uhrzeit! Buen provecho! 

Morgen fĂŒhrt mich mein Weg Richtung San Sebastian, wieder mit anspruchsvollen „HĂŒgeln“ und „TĂ€lern“. Dann gibtÂŽs auch meinen ersten Gravelbike-Lifehack! Also, ich hoffe, Ihr bleibt dabei und teilt meine BeitrĂ€ge in Eurer Community. Die Spendenuhr hat die 500 Euro Marke schon geschafft! Toller Start!  Danke an alle, die bereits gespendet haben! 

Auf dieser Fahrrad-Autobahn will jeder dahingleiten.
Morbider Industrie-Charme - erinnert an den Film Matrix.
Hier hat man schon bessere Zeiten gesehen.
So mĂŒssen Fahrradwege aussehen - vorbildlich.
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COAST TO COAST 2024
LÀnge 25 km Höhenmeter 40 m

Vor allem steht die Technik!

Startpunkt in Bilbao ist das Guggenheim Museum

Guggenheim Museum in Bilbao

Fahrrad zu fahren, ist einfach. Ein Fahrrad fĂŒr den Transport im Flugzeug vorzubereiten, ist schon nicht mehr so einfach – jedenfalls fĂŒr bekennende Nicht-Techniker wie mich.

Ich habe mein Gravelbike immer als Gesamtkunstwerk gesehen, nicht als eine Art Henne, die man rupfen muss. Lufthansa scheint da anderer Meinung zu sein, denn deren Vorgaben fĂŒr den Transport von SondergepĂ€ck zwingen einen dazu, unter anderem den Lenker zu demontieren, damit das Fahrrad in die vorgeschriebene Verpackung passt. Das hatte am Montagabend leider fatale Folgen fĂŒr mich. Ich löste eine Schraube, die dann tief im Lenkrohr verschwand und nicht mehr zu mir ans Tageslicht wollte. Mein Ärger war groß – meine Werkzeugkiste klein. So musste ich mich damit abfinden, dass ich das Fahrrad zwar transportfĂ€hig gemacht hatte, aber nicht in der Lage sein wĂŒrde, es in Bilbao ohne Hilfe wieder zusammenzubauen.

So stand ich dann heute gegen 10 Uhr am Frankfurter Flughafen in einer Schlange, in der ich noch nie stand: der Schlange fĂŒr die Abgabe von SondergepĂ€ck. Vor mir warteten – der Kleidung nach zu urteilen – JĂ€ger mit Koffern, in denen ihre Jagdgewehre waren, und hinter mir neurotische Hunde, die auf große Reise durften (es aber noch nicht wussten) und noch neurotischere Hundebesitzer. Man ist an FlughĂ€fen schon oft und in vielen Schlagen gestanden, aber diese „Schlangenerfahrung“ war dann auch fĂŒr mich neu.

In Bilbao angekommen, musste ich erstmal akzeptieren, dass man in Spanien offenbar noch immer Siesta macht. Meine Ankunftszeit war 13.10 Uhr. Der Fahrradladen, der mein Bike wieder zu dem machen sollte, zu dem es bestimmt war, hatte bereits seit zehn Minuten Mittagspause – die  dann bis 16 Uhr dauerte. Als Deutscher musste ich mich erstmal darin ĂŒben, mit einer solchen (Zwangs-)Pause umzugehen. Gar nicht so einfach. Um 16 Uhr stand ich dann im Laden und – endlich! – mir wurde geholfen. Mit Spezialwerkzeug konnten wir die versenkte Schraube wieder dorthin bringen, wo sie sein sollte, und auch alles andere wieder ordnungsgemĂ€ĂŸ zusammenfĂŒhren. Mein „Gesamtkunstwerk“ war endlich einsatzbereit. Was lag da nĂ€her, als mich mit meinem Gravelbike vor das Kunstwerk der Stadt Bilbao zu stellen und es zum offiziellen Startpunkt meiner Tour zu kĂŒren.

Los geht‘s! Leider nicht mehr weit, weil es schon fast 18 Uhr war. Also bin ich noch einige wenige Kilometer gefahren. Nach 25 Kilometern bin ich ins Hotel abgebogen. HĂ€tte ich den Stadtrand von Bilbao weiter hinter mir gelassen, wĂ€ren keine Hotels mehr zur Auswahl gestanden. Auch, wenn mir erhofft hĂ€tte, dass heute schon mehr Kilometer auf der Uhr sind, freue ich mich trotzdem, dass es den Technikern im Radshop gelungen ist, mein Gravelbike wieder flott zu bekommen. Morgen wartet eine sehr hĂŒgelige Landschaft auf mich. Kursziel ist San Sebastian.

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COAST TO COAST 2024

Ich radele erneut fĂŒr den guten Zweck – von Coast to Coast

Vor dem Start

Tilo Ferrari radelt erneut fĂŒr den guten Zweck – von Coast to Coast

Ich fahre gern Rad. Und ich tue gern Gutes. Was könnte da nĂ€herliegen, als fĂŒr den guten Zweck in die Pedale zu treten? Bereits 2020 bin ich mit dem Rad ĂŒber die Alpen nach Italien gefahren und habe ich auf diese Weise Spenden gesammelt. Im Rahmen von „Transeurope 2020“ haben wir es gemeinsam auf rund 6.300 Euro gebracht, die der Aktion „FahrrĂ€der fĂŒr die Pandemievorsorge“ zugutegekommen sind. Nun ist es wieder so weit: Ich unternehme eine zweite Charity-Tour: Coast to Coast 2024. Und ich hoffe erneut auf Deine finanzielle UnterstĂŒtzung!

Schneefall in den Alpen. Regen. Überflutung. Wettertechnisch ist gerade viel los. Darum habe ich kurzerhand beschlossen, meine geplante Route ĂŒber die Alpen an die CĂŽte d'Azur, also von Frankfurt ĂŒber den Genfer See und das Juragebirge sowie ĂŒber die französischen Alpen via Grenoble und Sisteron, zu verlegen. Meine neue Route fĂŒhrt mich von „Coast to Coast” rund 1.000 Kilometer von Bilbao an der AtlantikkĂŒste quer durch Spanien und Frankreich ans Mittelmeer. Du kannst sie ganz einfach auf Komoot verfolgen.

Los gehtÂŽs am 18. September. Mit meinem Gravelbike werde ich zehn Tage unterwegs sein und fĂŒr jeden absolvierten Kilometer einen Euro an die Aktion Medizinisches Equipment fĂŒr Kinderstation in Ghana, initiiert von You4Ghana e.V., spenden. Ich hoffe, dass auch Du dabei bist und ebenfalls Deinen Beitrag dafĂŒr leistest, dass (schwerkranke) Kinder eine bessere medizinische Versorgung erhalten. Ich hoffe, dass mindestens 4.500 Euro zusammenkommen. Das schaffen wir gemeinsam, oder?

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