Das Wichtigste vorweg: Ich habe heute eine ordentliche Strecke zurĂŒckgelegt: 112 Kilometer, ohne Regen und schon weit ins französischen Hinterland.
Gleich nach dem Start durfte ich ĂŒber den Markt von Saint-Jean-de-Luz fahren. Am liebsten hĂ€tte ich angehalten und wĂ€re ĂŒber den Markt geschlendert. Hier ein KĂ€sestand, dort einer mit frischen Austern (die ich sehr gerne esse!), dann frisches GemĂŒse, leckeres Obst und viele freundliche Menschen, die gerne ein SchwĂ€tzchen halten. So stellt man sich einen französischen Markt vor! In Saint-Jean-de-Luz ist es so! Aber wohin mit all den Leckereien? Gestern schreibe ich noch âGewicht ist allesâ, und dann radle ich mit einer TĂŒte voller Leckereien weiter? Leider nein! Also weiterradeln. Die Wettervorhersage ist leider nicht so gut, aber die zu erwartenden Höhenmeter sind moderat!
Die Strecke fĂŒhrt mich durch Biarritz und Bayonne. Ich quĂ€le mich durch zahlreiche Kreisverkehre. Meine Komoot-App meint es gut mit mir, will mich immer auf NebenstraĂen lenken. Irgendwann geht mir das auf die Nerven und ich suche einen schnelleren Weg durch die GroĂstadt.
Gleich zu Beginn in Bilbao ist mir aufgefallen, dass viele Ortsnamen und andere Schilder Wörter verwenden, die mit dem Buchstaben âXâ durchsetzt sind. Das muss der baskische Dialekt sein. Ich glaube, Elon Musk wĂŒrde sich darĂŒber freuen, denn er versieht jede seiner Firmen mit einem âXâ oder benennt sie sogar â wie im Fall von Twitter â komplett in âXâ um. Ob seine Einstellung etwas mit dem Baskenland zu tun hat? Vielleicht findet sich ja eine passende Verschwörungstheorie!
Jedenfalls bin ich immer noch in KĂŒstennĂ€he, der Wind schmeckt nach Meer, aber bald immer mehr nach Wald.
Dieser Wald, durch den ich fahre, besteht nicht nur aus BÀumen, sondern auch aus einer schier endlosen Anzahl von Wohnmobilen. Man sieht rostige, alte Busse und hochmoderne Maisonette-Wohnungen auf RÀdern. Es scheint, dass jeder Campingbus mindestens einmal in seinem Leben auf einem der CampingplÀtze nördlich von Bayonne gestanden haben muss. So viele sind es.
Irgendwann verschwinden die CampingplĂ€tze und es gibt nur noch Wald. Genauer gesagt: wunderschöne Pinien- und KiefernwĂ€lder, die, wie viele wissen, am liebsten auf sandigem Boden wachsen. Und das ist das Problem, denn meiner Komoot-App habe ich gesagt, dass ich eine âGraveltourâ machen will. Also fĂŒhrt sie mich bevorzugt ĂŒber Feldwege, die im Hinterland immer sandiger werden. Irgendwann ist es so viel Sand, dass ich schieben muss, weil mein Vorderreifen immer âdurchsacktâ. Das ist dann ein bisschen wie Aquaplaning in Zeitlupe. Im Gegensatz dazu rutscht man aber nicht weg, sondern bleibt nur im Sand stecken. Es ist also viel ungefĂ€hrlicher, aber sehr anstrengend.
Irgendwann habe ich die Nase voll und beschlieĂe, den Wegempfehlungen der App nicht mehr zu folgen. Ich beschlieĂe, einen âkleinenâ Umweg zu machen, um auf eine LandstraĂe zu kommen, von der ich weiĂ, dass sie zumindest geteert ist. Wer Frankreich kennt, weiĂ, dass StraĂen mit dem Buchstaben âDâ eigentlich einfache LandstraĂen sind. Falsch gedacht und dumm gelaufen â in diesem Fall fĂŒr mich, denn die LandstraĂe, die ich nehmen wollte, war wie eine Autobahn zweispurig und ohne Seitenstreifen ausgebaut. Intensiver Schwerlastverkehr inklusive! Mist, Mist, Mist â und 1:0 fĂŒr den Komoot-Algorithmus. HĂ€tte ich doch nur auf die App gehört! Jetzt musste ich einen noch gröĂeren Umweg fahren, da mir die zur Autobahn mutierte LandstraĂe doch zu gefĂ€hrlich erschien.
Irgendwann war ich wieder auf dem Weg. Er fĂŒhrte mich durch ein Dorf. Zirka fĂŒnf Kilometer, bis ich wieder auf den Komoot-Weg abbiegen kann. Und siehe da, genau im richtigen Moment taucht eine fantastische Boulangerie auf, in der ich eine sehr leckere Tarte bekomme, die ich genieĂe. Und spĂ€ter noch eine Tartellette, also ein kleines leckeres âKĂŒchleinâ, zum Kaffee. Mega! Diese unsagbar gute Boulangerie hĂ€tte ich nicht gefunden, wenn ich der Komoot-App gefolgt wĂ€re. Umweg hin oder her, denke ich mir, jetzt steht es 1:1 zwischen mir und der App!
Ăberhaupt. Je weiter ich ins Land komme, desto selbstverstĂ€ndlicher wird es, richtig gut essen zu können. Der Austernstand heute morgen auf dem MarchĂ© hat es mir eigentlich schon gesagt: Frankreich ist und bleibt â neben vielen anderen VorzĂŒgen â das Mekka der guten KĂŒche. Abends konnte ich mich dann noch einmal davon ĂŒberzeugen. Meine Unterkunft war als âTouristenquartierâ ausgewiesen. Nichts Besonderes! Aber das Essen war hervorragend!  Drei GĂ€nge, Standard in Frankreich, immer eine kleine Raffinesse â und ĂŒberhaupt: Egal, was auf dem Teller ist, wenn es einem auf Französisch erklĂ€rt wird, klingt es fast automatisch lecker. Ich freue mich also auf weitere kulinarische Highlights im Land der guten KĂŒche. Tarte ahoi!