Standortschließung bei einem globalen Medienkonzern
Betriebsschließung | Reorganisation
Das Projekt in Stichworten:
- Kosten-Nutzen-Analyse einer Betriebsschließung
- Aufbau eines Projektteams aus internen und externen Ressourcen
- Budgetierung des Projekts mit zwei Szenarien
- Planung der juristischen Strategie, der Kommunikation und der Verhandlungstaktik
- Einberufung der Einigungsstelle und Einigung auf den Vorsitz
- Verhandeln eines fairen, nachvollziehbaren und anerkannten Sozialplans innerhalb des Budgets
- Schließung des Betriebs und betriebsbedingte Kündigung der Mitarbeiter
Der HR Experte wurde in diesem Interim Mandat für eine Standortschließung engagiert. Auftraggeber war ein global operierender Medienkonzern mit 7 Mrd. € Umsatz und rund 30.000 Mitarbeitern. Die Reorganisation wurde in Tochterunternehmen in Bayern und Sachsen umgesetzt, die mit der Produktion von Fachliteratur für die Industrie und den Endkunden ihre Erlöse erzielten.
Die Umsätze der betroffenen Niederlassung im Bereich "Print" waren kontinuierlich zurückgegangen und konnten durch Maßnahmen zur Steigerung des Umsatzes im Bereich E-Commerce nicht annähernd kompensiert werden. Damit war bei aktuell schon knapper Umsatzrendite kein Modell in Sicht, das den Standort nachhaltig in den Bereich einer signifikanten Gewinnmarge bringen könnte. Die Zugehörigkeit zu einem Konzern, der Profitabilität von allen Profit Centern forderte, machte eine Schließung des Standortes unausweichlich.
Die rund 60 Mitarbeiter waren in der Mehrheit sehr langfristig bei dem Unternehmen beschäftigt und waren gewerkschaftlich gut organisiert. Zudem bestand ein gut organisierter Gesamt- wie ein Konzernbetriebsrat. Die Schließung war nicht nur wegen der Betroffenheit der langjährigen Mitarbeiter heikel. Das Unternehmen lag in einem strukturschwachen Gebiet mit wenig Beschäftigungsalternativen. Zudem handelte es sich um einen Traditionsstandort mit Wurzeln bis ins späte Mittelalter. Somit kam einer glaubhaften und einfühlsamen Kommunikation sowie einer als fair empfundenen Abwicklung eine sehr hohe Bedeutung zu.
Ablaufmodell für komplexe Verhandlungen
Die Betriebsräte spielten in diesem Kontext eine besondere Rolle. Zum einen waren die örtlichen Betriebsräte von der Schließung unmittelbar betroffen. Zum anderen war durch das Zusammenspiel und Delegationserklärungen der verschiedenen Gremien eine hohe Komplexität entstanden. Basierend auf einem vorhergehenden Divestments entwickelte der HR Interim Manager ein Ablaufmodell, das an vielen Punkten eine aktivere Gestaltung des Prozesses als in der Vergangenheit vorsah. Der Betriebsart sollte sehr frühzeitig - durch die Geschäftsleitung initiiert - in den Prozess eingebunden werden und sauber aus zentraler Quelle Informationen beziehen. Die Kommunikation mit Anwälten und Beratern lief über den HR Interim Manager in seiner Funktion als HR Director.
Zunächst wurde ein geeignetes Projektteam zusammengestellt, um die Themen Kommunikation, Recht und Operations abzudecken. Den verschiedenen Betriebsratsgremien wurde ein zentraler Ansprechpartner zur Verfügung gestellt, der auch das gesamte Projekt steuerte. Es wurden Kostenmodelle erstellt, die eine möglichst realistische Vorhersage und ein Worst-Case-Szenario für Finance zur Verfügung stellte. Für drei zu erwartende Kommunikationsstränge wurden Szenarien durchgespielt: zu den Mitarbeitern, in den Konzern und zu den Betriebsräten. Für die Einigungsstelle wurde eine Verhandlungsstrategie skizziert und der Prozess für die Einrichtung der Einigungsstelle wurde eingeleitet.
Standort konnte termin- und budgettreu geschlossen werden
Die Schließung der Niederlassung erfolgte im geplanten Zeitraum und innerhalb des erwarteten Budgets. Es wurde ein Sozialplan verhandelt, der als ausgewogen, angemessen und gerecht empfunden wurde. Die hohe Akzeptanz des Sozialplans bei Belegschaft und Betriebsrat führte dazu, dass es in der Folge keine Individualklagen gab.
Das Unternehmen hatte mit der gelungenen Verhandlungsführung, der einfühlsamen und effektiven Kommunikation nicht nur das formale Ziel erreicht. Sie erwarb sich zudem den Respekt, in Ausnahmesituationen klar und verlässlich zu kommunizieren und menschlich zu handeln. Der schwierige Prozess hat das Vertrauensverhältnis zwischen Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertretung gestärkt.