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Wie kann ich eine schwere Unternehmenskrise überwinden?

Steckt ein Unternehmen in der Krise, sind schnelle Gegenmaßnahmen nötig. Doch jede Krise ist anders. Was also sollte man als erstes tun? Einen CRO einsetzen, meint unser Experte - und dann folgende Maßnahmen umsetzen.

1. Bestimmen Sie die aktuelle Krisenphase

Wenn Ihr Unternehmen in eine Krise geraten ist, sollten Sie zunächst einmal die aktuelle Krisenphase bestimmen und die Krisenursachen ermitteln. Ziel muss es sein, möglichst schnell den IST-Status Ihres Unternehmens zu bestimmen, um gezielt erforderliche Gegenmaßnahmen einleiten zu können.

Patentrezepte gibt es hier zwar nicht, denn jede Unternehmenskrise ist anders. Und erschwerend kommt hinzu, dass für eine schnelle Entscheidungsfindung häufig die notwendigen Daten fehlen oder erst entsprechend aufgearbeitet werden müssen.

Auf der anderen Seite lassen sich Krisenphase sowie Krisenursachen immer mit der mehr oder weniger gleichen Herangehensweise identifizieren. Im Zweifelsfall sollten Sie sich also an einen Restrukturierungs- bzw. Sanierungsberater wenden, um die Unternehmenssituation einer Analyse zu unterziehen.

Entscheidend ist letzten Endes eine zeitlich schnelle Umsetzung passender Maßnahmen, um den Schaden für Ihr Unternehmen möglichst klein zu halten und eventuelle Haftungsrisiken zu minimieren.

2. Lassen Sie ein Sanierungsgutachten erstellen

In einer Ertrags- bzw. Erfolgskrise, spätestens aber in einer Liquiditätskrise fordern Banken und andere Gläubiger häufig die Erstellung eines Sanierungsgutachtens nach IDW S6 (IDW: Institut der Wirtschaftsprüfer e.V.), in der Regel durch einen Restrukturierungs- bzw. Sanierungsberater, um Aufschluss über den aktuellen Status des Unternehmens sowie über mögliche Wege aus der Krise zu haben, bevor sie weitere Kreditzusagen machen.

Zu den Kernanforderungen an ein Sanierungsgutachten nach IDW S6 zählen:

  • eine Beschreibung des Auftragsgegenstandes und -umfangs,
  • Basisinformationen über die wirtschaftliche und rechtliche Ausgangslage des Unternehmens in seinem Umfeld (einschließlich der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage),
  • eine Bestimmung des Krisenstadiums und der Krisenursachen sowie eine Einschätzung, ob die Gefahr einer Insolvenz vorliegt,
  • eine Darstellung des künftigen Leitbilds mitsamt des Geschäftsmodells des sanierten Unternehmens,
  • eine Zusammenstellung der Maßnahmen, mit denen eine Insolvenz abgewendet, die Unternehmenskrise bewältigt und das beschriebene Leitbild hergestellt werden soll,
  • ein integrierter Unternehmensplan und
  • eine zusammenfassende Bewertung der Sanierungsfähigkeit.

Nachdem das Sanierungsgutachten erstellt worden ist, müssen noch alle Beteiligten zustimmen, das Sanierungskonzept mitzutragen, bevor es umgesetzt werden kann. Hierzu gehören

  1. intern die Geschäftsführung, die Gesellschafter, der Aufsichts- und Betriebsrat,
  2. extern dagegen die Banken, andere Kredit- und Leasinggeber sowie Lieferanten, Kunden und schließlich
  3. der ggf. bereits eingesetzte Sanierungsgeschäftsführer bzw. CRO.

3. Setzen Sie einen Chief Restructuring Officer (CRO) ein

Eine Sanierung und deren erfolgreicher Abschluss ist für die Stakeholder eines Unternehmens von entscheidender Bedeutung. Um diesen Erfolg zu ermöglichen, brauchen Sie einen erfahrenen Krisenmanager mit Leadership- und Ausführungsqualität, der unter Zeitdruck passende Restrukturierungsmaßnahmen unvoreingenommen erarbeitet und verlässlich umsetzt. Dies ist der CRO – der Chief Restructuring Officer, den man im Deutschen als Sanierungsgeschäftsführer oder allgemein als Krisenmanager bezeichnet.

Der CRO sollte seiner Tätigkeit zeitlich begrenzt und mit einem expliziten Krisen- und Sanierungsfokus nachgehen, mit einer originären Geschäftsführungsbefugnis ausgestattet sein und in Organverantwortung stehen.

Seine zentralen Aufgaben sind dabei

  • die Schaffung von Transparenz,
  • die Herstellung einer vertrauensvollen Kommunikation mit den wichtigsten Stakeholdern sowie
  • das verlässliche Vorantreiben der Sanierungsmaßnahmen.

Zu den Skills, die ein CRO dafür mitbringen muss, zählen

  • die Fähigkeit, ein Unternehmen als Ganzes zu überblicken,
  • eine ausgeprägte finanzwirtschaftliche Expertise und nicht zuletzt
  • solide Kenntnisse der haftungs- und strafrechtlichen Besonderheiten einer Krisensituation.

Unerlässlich sind zudem

  • langjährige Erfahrung als Geschäftsführer sowie Restrukturierungs- und Sanierungserfahrung aus unterschiedlichen Projekten.

Üblicherweise werden die CRO-Positionen interimistisch, also mit einer externen Person besetzt. Treiber sind dabei vor allem die Banken und andere Kreditgeber, auch wenn der CRO letztlich vom Unternehmen beauftragt wird. Grund dafür ist, dass sich das Unternehmen in der Regel in einem späten Krisenstadium befindet, sodass die Zeit drängt und die passende Person praktisch sofort zur Verfügung stehen muss. Hinzu kommt, dass es internen Personen, die als CRO in Frage kämen, wegen ihrer Abhängigkeiten nahezu unmöglich ist, das Sanierungskonzept umzusetzen oder dessen Umsetzung doch zumindest sehr in die Länge ziehen würden.

4. Setzen Sie die Sanierungsmaßnahmen zügig um

Nach der Implementierung des CRO und der Mandatserteilung zur Sanierungsumsetzung bleibt nicht viel Zeit für eine lange Einarbeitung.

Der CRO muss sich über Betriebsbegehungen und tiefgreifende Gespräche mit den Key Playern der Fachabteilungen schnellstens einen Überblick über die Gesamtsituation verschaffen. Hier geht es mehr um Tage als um Wochen, um nicht nur sich und das Konzept vorzustellen, sondern auch eine IST-Bestandsaufnahme zu machen – die übrigens sofort im Nachgang mit dem Sanierungskonzept abgeglichen werden sollte.

Außerdem ist parallel dazu eine funktionierende Krisenmanagement-Struktur aufzubauen, wozu das Aufsetzen einer performanceorientierten Restrukturierungs-Taskforce, die Etablierung eines Change-Management- und Kommunikationskonzepts und ein effizientes Management Operating System (MOS) gehört.

Auf dieser Grundlage beginnt im Abgleich mit dem Sanierungskonzept die Umsetzung der ersten stabilisierenden Maßnahmen, die vor allem eventuelle Liquiditätsprobleme verhindern bzw. eliminieren sollen.

Die sich daran anschließenden Schritte betreffen die Details zur Umsetzungsplanung und -überwachung: Mit dem Aufbau eines Restrukturierungs-Projektplans inklusive aller Teilprojekte und Deadlines sowie der Ernennung der Projektleiter und der Teams erhält man ein effizientes Projektmanagementpaket inklusive eines Maßnahmen-Controllings. Die Umsetzung der Maßnahmen können somit gemanagt und die Ergebnisse überwacht werden.

Mit der Erstellung eines Finance-Controlling-Setups inklusive eines KPI-Dashboards zur kontinuierlichen Kontrolle und Begleitung der Sanierung, erhalten wir kontinuierlich eine zeitnahe betriebswirtschaftliche Auswertung mit qualitativer Kostenrechnung, integrierter Unternehmensplanung, ergänzender kurzfristiger Finanzdetailplanung, Rolling Forecast, zeitnahe Plan-Ist-Abweichungsanalysen, kontinuierliche Überwachung der drohenden Insolvenzreife durch Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung - mit Frühwarnsystem. Je nach Umfang und Komplexität benötigt man hier unter Umständen zusätzlich ein Projekt Management Office (PMO) bzw. einen Projekt Management Officer.

Mit der Umsetzung der kurz-, mittel- bis langfristigen Sanierungsmaßnahmen werden die operativen Sofortmaßnahmen angegangen, etwa

  • die Senkung des Material-, Personal und sonstigen betrieblichen Aufwands,
  • die kurzfristige Umsatzsteigerung bzw. -stabilisierung,
  • die Optimierung der Bestände,
  • das Debitoren- und Kreditorenmanagement,
  • Desinvestitionen bzw. die Reduktion von Investitionen usw.

5. Überprüfen Sie regelmäßig die Praxistauglichkeit des Sanierungskonzepts

Auch wenn sich die Umsetzung des Sanierungskonzeptes heute gut darstellt, ist es wichtig, dessen Praxistauglichkeit und operative Umsetzung kontinuierlich zu überprüfen.

Denn das Business Environment ändert sich unter Umständen recht schnell, was auch bei Restrukturierungen und Sanierungen Anpassungen des Sanierungskonzepts oder dessen Umsetzung erforderlich macht.

Die Corona-Pandemie hat uns dies sicherlich aufgezeigt: Einerseits gab es daraus resultierende komplexe negative Einschläge und Abhängigkeiten von Dritten, andererseits taten sich aber auch für einige Branchen Chancen auf.

6. Überwachen Sie die Sanierungsfortschritte

Wie bereits erwähnt: Absolut kritisch ist neben der Projektleitung das Projektcontrolling.

Im Sanierungs- und Restrukturierungsfall brauchen wir ein viel tiefergehendes Controlling mit Hands-on Mentalität als im normalen Geschäftsbetrieb. Es geht hier nicht darum, einen Projektabschnitt oder Maßnahmenplan als erledigt zu melden, sondern vielmehr darum, proaktiv gemeinsam mit dem Projektleiter die notwendigen Projektphasen zu begleiten, zu überwachen, abzusichern und notfalls frühzeitig eingreifend zu unterstützen.

Der Controlling-Fokus liegt auf Terminverzug, Budgetüberschreitung, Ergebnisabweichungen und auch eventuell nicht durchführbare geplante Sanierungsmaßnahmen.

Weitergehend erarbeitet das Projektcontrolling aufgrund der erreichten Projektabschnitte mit Szenario-Planung die zu erwartenden Effekte in den Bereichen Ergebnis, Liquidität und Bilanz.

Der CRO wird kontinuierlich über Fortschritte und Verzögerungen unterrichtet, im Bedarfsfall auch direkt mit einbezogen. Über den etablierten Lenkungsausschuss werden alle Maßnahmenpläne und die Projektdetails regelmäßig (z.B. 14-tägig) transparent aufgezeigt und Sanierungsfortschritte bzw. -verzögerungen erörtert, und, wenn die Umstände es erfordern sollten, das Mandat des CRO entsprechend angepasst.

7. Betreiben Sie ein aktives Stakeholder-Management

Es ist von kritischer Bedeutung, alle Stakeholder - etwa die Kreditgeber, Gesellschafter, Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten - in dem Prozess gruppenabhängig, aber kontinuierlich und transparent über das Sanierungs- und Restrukturierungsprojekt zu unterrichten.

Dies überzeugt, schafft Vertrauen und sichert breite Unterstützung. Ohne Vertrauen und Unterstützung der Stakeholder wird das Sanierungsprojekt nicht erfolgreich sein.

Ziel ist, dass alle Stakeholder sich als Teil des Teams fühlen und zusammenarbeiten, um gemeinsam das angestrebte Ziel der Krisenbewältigung zu erreichen.