CEO für Insolvenz in Eigenverwaltung (Maschinen- und Werkzeugbau)
Krisenmanagement | Restrukturierung | Insolvenz | CEO | CRO
Das Projekt in Stichworten:
- Personalbestand an den Geschäftsumfang angepasst
- Schließung von zwei Standorten – erfolgreiche Ausgründung
- Verkauf an Investoren nach Restrkturierung und Neuaufstellung
Auftraggeber war der Inhaber einer Gruppe von Unternehmen des Werkzeugbaus und der Fertigung von Komponenten für Werkzeugmaschinen. Das Unternehmen verfügte über zwei aktive und einen inaktiven Standort im Allgäu. Der im Dezember 2016 unter Vertrag genommene Interim Manager übernahm die Geschäftsführung als Chief Executive Officer (CEO) und Chief Restructuring Officer (CRO).
Personalbestand an den Geschäftsumfang anpassen
Eine der wesentlichen Aufgaben war die Personalanpassung an den Geschäftsumfang, der sich seit Jahren verringert hatte und zudem zu einer gefährlichen Abhängigkeit von wenigen Großkunden geführt hatte. Im Kern ging es darum, die Mitarbeiterzahl von über 125 deutlich zu reduzieren. Der Bereich Folienstanzen sah sich einerseits zunehmendem Wettbewerb ausgesetzt. Gleichzeitig stand mehr als die Hälfte der Mitarbeiter kurz vor dem Rentenalter. Die Komponenten für Werkzeugmaschinen und die Werkzeugwechsler festigten die Abhängigkeit des Unternehmens von einem ortsansässigen Hersteller von Werkzeugmaschinen, der seit Jahren durch starken Preisdruck die erzielbaren Margen deutlich reduzierte. Die Fertigung von Einzelteilen für den Maschinenbau und insbesondere für die Automobilindustrie wuchs stark und benötigte deutlich mehr Ressourcen.
Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung statt Abfindungen und Auffanggesellschaft
Verhandlungen mit Betriebsrat und Gewerkschaft führten zu dem Ergebnis, dass für Abfindungen sowie für eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft mit einem Betrag von ca. 2,0 Mio. € zu rechnen gewesen wäre. Da dieser Betrag neben offenen Verbindlichkeiten weder aus Rücklagen noch aus dem laufenden Geschäft aufgebracht werden konnte, war der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens (Eigenverwaltung mit Schutzschirm) ohne Alternative.
Weder Sozialplan noch Kündigungsschutzprozesse
Die Personalreduzierung im Jahr 2017 belief sich auf 38 Mitarbeiter/innen. Dank frühzeitiger und gezielter Kommunikation sowie Hilfe bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz (alle Kündigungen waren Eigenkündigungen) konnten sowohl ein Sozialplan als auch die Einschaltung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft vermieden werden. Es mussten keine Kündigungsschutzprozesse geführt werden.
Geschäftsbereiche geschlossen: Aufgabe von 2 Standorten
In der Insolvenz konnten die Geschäftsbereiche insgesamt auf den zu erwartenden Geschäftsumfang zugeschnitten werden. Der Bereich Folienstanzen wurde geschlossen, ebenso der Bereich Stanz- und Biegeteile für einen großen DAX-Konzern, der die Fertigung in die eigene Produktion zurückverlagerte und dem Unternehmen im gleichen Zug die dafür verwendeten Einzweckmaschinen abkaufte. Zugleich konnte der Bereich „Automotive“ mit dem zunehmenden Bedarf der Kunden wachsen.
Erfolgreiche Ausgründung
Diese Änderungen erlaubten die Aufgabe von zwei Standorten und die Konzentration auf einen verbleibenden Standort. Der hierfür notwendige Umzug konnte ausschließlich mit eigenen Kräften durchgeführt werden. Bei beiden aufgegebenen Standorten wurde die Verwertung durch komplizierte Erbbaurechte erschwert, letztlich aber durch Einschaltung der jeweiligen Kommunen erfolgreich abgewickelt.
Eine Lager- und Fertigungshalle konnte mit geringen Umbauten zu einer vollwertigen Fertigungshalle umgewidmet werden – diese wurde einer Betriebsabteilung für deren Ausgründung zur Verfügung gestellt. Dieses neu gegründete Unternehmen arbeitet seitdem als Unterlieferant, entwickelt aber parallel dazu einen eigenen Kundenstamm.
Das Unternehmen konnte nach der Restrukturierung und strategischen Neuaufstellung an zwei Investoren verkauft werden – ein aufwendiger Prozess endete etwa 24 Monate nach Projektbeginn.